Am 21. November 2024 lud das PEN-Zentrum Deutschland in Kooperation mit der Goethe-Universität Frankfurt zu einer Veranstaltung anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Grundgesetzes ein. Gäste aus Kultur, Wissenschaft und Literatur kamen zusammen, um die Bedeutung dieses zentralen Dokuments der deutschen Demokratie zu würdigen.
Nach einer Begrüßung durch Prof. Dr. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität, und einer historischen Einordnung durch Staatsminister a. D. Rupert von Plottnitz leitete PEN-Vizepräsidentin Astrid Vehstedt die literarischen Beiträge der Writers-in-Exile-Stipendiatinnen und -Stipendiaten des PEN ein, die im Zentrum des Abends standen.
In ihren Texten setzten sich die Autoren mit den Werten des Grundgesetzes auseinander. Die Beiträge, vorgetragen in den Muttersprachen und begleitet von deutschen Übersetzungen, boten facettenreiche Perspektiven.
Mohammadreza Hajrostambegloo aus dem Iran würdigte das Grundgesetz als „Quelle der Inspiration für Demokratie und Menschenrechte“. Er betonte die Bedeutung, demokratische Errungenschaften zu schützen, um einen Rückfall in Totalitarismus zu verhindern. „Die deutsche Geschichte zeigt, wie verletzlich und zugleich stark demokratische Werte sein können.“
Ariel Maceo Tellez aus Kuba kontrastierte die deutsche Demokratie mit der Diktatur in seinem Heimatland. Für ihn ist das Grundgesetz „ein Modell, das zeigt, wie Demokratie funktionieren kann“.
Die kurdische Autorin Gulgeş Deryaspi präsentierte in einem szenischen Monolog die doppelte Rolle des Rechts als Hoffnungsträger und potenzielles Instrument der Unterdrückung. Ihre Performance betonte die universelle Bedeutung von Gerechtigkeit.
Behnaz Amani, ebenfalls aus dem Iran, schilderte eindringlich die Schrecken der Theokratie und hob die Schutzfunktion des Grundgesetzes hervor: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Persönliche Erfahrungen mit staatlicher Gewalt verdeutlichten die Hoffnung, die das Grundgesetz verkörpert.
Collen Kajokoto aus Simbabwe lobte Artikel 1 bis 3 des Grundgesetzes als fortschrittlich, hinterfragte jedoch geschlechtsspezifische Unterschiede: „Frauen sind von der Wehrpflicht ausgenommen. Ist das positive Diskriminierung?“
Zmicier Vishniou aus Belarus beschrieb in einem Gedicht die deutsche Verfassung als „juristische Musik“, während „in Belarus der Ton abgestellt ist.“ Bilder von Feuer und blinden Gesetzen vermittelten die Sehnsucht nach Freiheit.
Pezhman Golchin, ebenfalls aus dem Iran, warnte vor inneren und äußeren Gefahren für die Demokratie: „Wir dürfen die Errungenschaften nicht als selbstverständlich ansehen.“
Mubeen Khishany aus dem Irak reflektierte über seine anfängliche Scheu, einen Text zu schreiben. Eine Begegnung mit einer jungen Frau, die das Grundgesetz las, inspirierte ihn. Eine Freundin beschrieb das Grundgesetz als ihren „Rechtsbeistand und Bodyguard“.
Die Veranstaltung zeigte nicht nur die Bedeutung des Grundgesetzes für Deutschland, sondern auch seine universelle Relevanz. Die Erfahrungen und Perspektiven der Exilautoren erinnerten eindringlich daran, wie wertvoll demokratische Prinzipien sind – und wie gefährdet sie bleiben können.