Der chinesische Schriftsteller Liao Yiwu, Autor des Romans „Fräulein Hallo und der Bauernkaiser“ sowie des berühmten Gedichts „Massaker“, das sich auf die Ereignisse des Jahres 1989 am Platz des Himmlischen Friedens in Peking bezieht, wird wieder einmal an der Ausreise aus China gehindert und darf das Sidney Writer’s Festival in Australien nicht besuchen. Liao Yiwu hätte dort einen Vortrag über die Menschenrechte in China halten und aus seinen Büchern lesen sollen. Schon vorher war er daran gehindert worden, auf Einladung von Salman Rushdie nach New York zu reisen.
Schlimmer noch als diese Auftrittsverbote im Ausland, die man als tiefe Eingriffe in die Grundrechte der Freizügigkeit und der freien Meinungsäußerung werten muss, ist die Forderung der chinesischen Behörden, Liao Yiwu dürfe in Zukunft seine Bücher nicht mehr im Ausland veröffentlichen. Das betrifft uns in Deutschland ganz unmittelbar, denn noch im Juni sollte sein von Peter Hoffmann übersetztes Buch „Für ein Lied und hundert Lieder. Ein Zeugenbericht aus chinesischen Gefängnissen“ im S. Fischer Verlag erscheinen. Das PEN-Zentrum Deutschland protestiert gegen diesen Versuch der chinesischen Regierung, auf den deutschen Buchmarkt Einfluß zu nehmen. Das bereits ins Deutsche übersetzte und in der Druckfahne vorliegende Buch soll offenbar nicht erscheinen, damit wir nicht aus erster Hand erfahren, welche Zustände in den chinesischen Gefängnissen herrschen.
Für das PEN-Zentrum Deutschland
Herbert Wiesner
Generalsekretär