Der deutsche PEN versucht, mit inhaftierten Schriftstellern weltweit auch brieflich in Kontakt zu bleiben – leider können die Gefangenen nur selten antworten. Nachdem uns im letzten Jahr Antworten von Muharrem Erbey und Aron Atabek erreicht hatten, haben wir nun eine Postkarte von Deniz Zarakolu erhalten, dem Sohn von PEN-Ehrenmitglied Ragip Zarakolu.
Lieber Sascha Feuchert,
seit nunmehr zwei Jahren bin ich im Gefängnis. Diese zwei Jahre haben eines bewiesen: die Macht der Solidarität. Während dieser zwei Jahre hat der PEN eine große Solidarität mit mir und unserem Fall gezeigt. Ich habe viele Karten von verschiedenen PEN Zentren auf der ganzen Welt erhalten. Viele Delegationen haben sich für unsere Prozesse interessiert. Auch wenn ich nicht die Möglichkeit hatte, mit ihnen zu sprechen, ihre bloße Präsenz hat uns die Solidarität spüren lassen. Die niemals nachlassende Unterstützung und Solidarität des PEN hat mich (uns) sogar stärker und hoffnungsvoller für die Zukunft gemacht. Ich bin wirklich sehr dankbar für diese Solidarität.
Unser Fall ist beispielhaft für das Niveau der Demokratie in der Türkei. Schriftsteller, Übersetzer, Intellektuelle, Menschenrechtsaktivisten, Politiker werden beschuldigt, Mitglied in einer illegalen Organisation zu sein. In meinem Fall wurde das Unterrichten von Geschichte und politischer Philosophie an der politischen Akademie unserer Partei (BDP) als Beweis für die Mitgliedschaft in einer illegalen Organisation angesehen.
Doch ich bin nicht pessimistisch. Ich bin sicher, mit der Unterstützung und der Solidarität der demokratischen Gemeinschaft auf der ganzen Welt wird die Türkei einmal ein demokratischer Staat sein. Ein Staat, in dem Menschen aller ethnischer Ursprünge und Religionen friedlich und in Gleichheit leben können. Mit diesen Hoffnungen möge 2014 Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit für alle Menschen bringen. Frohes neues Jahr!
Grüße
Deniz Zarakolu