Stipendiat*innen im Exil: Das Writers-in-Exile-Programm des PEN Deutschland auf Erfolgsspur

Pressemitteilung, Darmstadt, den 20. Dezember 2022.
„Trotz des turbulenten Jahres 2022 beim PEN Deutschland konnten wir in unserem wichtigen Programm Writers-in-Exile große Erfolge verbuchen“, resümiert Astrid Vehstedt, Vizepräsidentin des PEN und Beauftragte für dieses Programm.

Sie ist froh, dass mit dem seit Oktober agierenden Präsidium auch Ruhe für ihre Arbeit eingekehrt ist, zumal im Sommer das Bundesministerium für Kultur und Medien (BKM) eine Aufstockung der Stipendienplätze von 12 auf 15 zugesichert hat. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten werden von Vehstedt sowie von mehreren Mitarbeitenden in der Geschäftsstelle des PEN in Darmstadt betreut.
2022 konnten sechs „Neue“ begrüßt werden: Stella Nyanzi und Kakwenza Rukirabashaija aus Uganda, Farhad Jahanbeighi aus dem Iran, Stella Gaitano aus dem Südsudan, Dmitri Vishnyou aus Belarus, Collen Kajokoto aus Zimbabwe sowie im Sonderprogramm Ukraine Evgenija Spashenko. Zusätzlich kam Pezhman Golchin aus dem Iran als Elsbeth-Wolffheim-Stipendiat der Stadt Darmstadt hinzu.

„Zu unserem Programm gehört die Betreuung von der Visa-Erstellung bis zur Wohnung“, erläutert die Vizepräsidentin. Doch gehört zum Gen von Literatinnen und Literaten auch das Kreative. Daher ermöglicht der PEN Deutschland Veranstaltungen und Publikationen. „Wir führten zahlreiche Veranstaltungen in Berlin, Hamburg, Magdeburg, Leipzig, Gotha, Düsseldorf, Frankfurt, Bonn und Kamen sowie in München durch, aber auch Online-Aktionen“, erinnert Vehstedt.

Außerdem erschienen die vom PEN in Auftrag gegebenen Publikationen „Leben aus dem Koffer“ von Şehbal Şenyurt Arınlı, „Halb Vogel bin ich, halb Baum“ mit Gedichten von Umar Abdul Nasser sowie das von Harald Roth herausgegebene Buch „Kein Land, nirgends? Flucht aus Deutschland, Flucht nach Deutschland.“ Weiterhin erschien eine Foto-Lyrik-Ausstellung über die Stipendiatinnen und Stipendiaten unter den Titel „Weil ich beschlossen habe, mich nie bezwingen zu lassen.“ Die im September 2022 vom Darmstädter Oberbürgermeister Jochen Partsch eröffnete Ausstellung des Berliner Fotografen Max Gödecke wird 2023 durch die Republik wandern.

Vizepräsidentin Vehstedt ist dankbar, dass ein enges und konstruktives Zusammenarbeiten mit dem Bundesministerium besteht. „Besonders der Gedankenaustausch am Stand des PEN auf der Frankfurter Buchmesse mit Kulturstaatsministerin Claudia Roth und unserem Stipendiaten Baktash Siawash über die Situation in Afghanistan ist mir in guter Erinnerung.“

Das Writers-in-Exile-Programm ist ein Stipendienprogramm für verfolgte Autorinnen und Autoren, das von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien finanziert wird. Seit 1999 sind mehr als sechzig Literatinnen und Literaten Stipendiaten dieses Exil-Programmes gewesen. Bis zu drei Jahre stellt das deutsche PEN-Zentrum verfolgten Autorinnen und Autoren eine möblierte Wohnung zur Verfügung, dazu ein monatliches Stipendium. Die Kolleginnen und Kollegen vom deutschen PEN bringen sie in Kontakt mit Verlegerinnen und Verlegern in ihrer Umgebung.

 

Pressekontakt:
PEN-Zentrum Deutschland e.V., Fiedlerweg 20, 64287 Darmstadt
Tel.: 06151/23 120; Fax.: 06151/293414
E-Mail: presse [at] pen-deutschland [dot] de

 

27.11.2022, 16.00 Uhr – “Dünnes Eis” – eine Veranstaltung mit Zmicier Vishniou und Yirgalem Fisseha Mebrahtu

Autor Zmicier Vishniou aus Belarus (Writers-in-Exile-Stipendiat), Copyright: Andrey Dzmitranok

 

„Dünnes Eis“ – unter diesem Titel der Veranstaltung von „Weiter Schreiben Mondial“ lesen und diskutieren zehn Autor*innen aus Kriegs- und Krisengebieten, darunter Writers-in-Exile-Stipendiat Zmicier Vishniou aus Belarus und die ehemalige Writers-in-Exile-Stipendiatin Yirgalem Fisseha Mebrahtu aus Eritrea.

Schriftsteller*innen aus Afghanistan, Ägypten, Angola, Belarus, Burkina Faso, Eritrea, Irak, Iran, Südsudan und Syrien haben im Rahmen des Projekts Texte und Briefwechsel veröffentlicht und sprechen am Sonntag, 27.11.2022 im HAU Hebbel am Ufer in Berlin in drei Panels über Grenzen und Freiheit.

Die Lesungen und das Gespräch unserer Writers-in-Exile Stipendiat*innen mit Sabina Brilo (Belarus) unter der Moderation von Iryna Herasimovich findet von 17:30 bis 19:00 Uhr auf Engluisch und Russisch statt.

Tickets und weitere Informationen

Eine Veranstaltung von “Weiter Schreiben Mondial” in Kooperation mit HAU Hebbel am Ufer. “Weiter Schreiben Mondial” ist ein Projekt von WIR MACHEN DAS, gefördert durch das Auswärtige Amt.

Das Writers-in-Exile-Programm des deutschen PEN ist ein Stipendienprogramm für verfolgte Autorinnen und Autoren, das von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien finanziert wird. Seit 1999 sind mehr als sechzig Literatinnen und Literaten Stipendiaten dieses Exil-Programmes gewesen. Bis zu drei Jahre stellt das deutsche PEN-Zentrum verfolgten Autorinnen und Autoren eine möblierte Wohnung zur Verfügung, dazu ein monatliches Stipendium. Die Kolleginnen und Kollegen vom deutschen PEN bringen sie in Kontakt mit Verlegerinnen und Verlegern in ihrer Umgebung.

 

Literatur aus dem Exil: Geschenktipps

Sind Sie nicht nur auf der Suche nach einem wertvollen Geschenk, mit dem Sie Ihren Freunden und Bekannten eine Freude machen wollen, sondern möchten Sie auch Exil-Autorinnen und –Autoren aktiv unterstützen? Wir empfehlen Romane, Gedichte, Essays und andere Texte derzeitiger und ehemaliger Writers-in-Exile des PEN!

Erhältlich im Buchhandel oder direkt bei den jeweiligen Verlagen.

© Kursbuch Kulturstiftung

In der nie endenden bernsteinfarbenen Nacht. Stimmen aus dem Exil* · PEN (Hrsg.)

Krieg, Gewalt, Verfolgung – Die Texte der SchriftstellerInnen sind ebenso vielfältig wie die Gründe ihrer Flucht. Einzig ihr neues Abenteuer „Deutschland“ verbindet die Writers in Exile. In der neuen Anthologie „In der nie endenden bernsteinfarbenen Nacht. Stimmen aus dem Exil“ geben die Autorinnen und Autoren Einblick in ihre Vergangenheit, beschreiben ihren neuen Alltag in einem fremden Land und offenbaren ihre Hoffnungen für die Zukunft.

• 312 Seiten
• € 22 (D)
• ISBN: 978-3961962006
• Verlag: Kursbuch Kulturstiftung

 

Vulkanworte auf dem Leib aus Schnee· Najet Adouani

© Assoverlag

Najet Adouani schreibt in ihrer Muttersprache Arabisch, aber sie schreibt auch auf Englisch. Sie schreibt in freien Versen und greift zurück auf die arabische Erzähltradition, was besonders schön und berührend wirkt. Es gibt in ihren Versen Feuer und Lust, Tränen und Schmerz, Wut und Verzweiflung, und nicht zuletzt gibt es die Natur, die in Gestalt von Bäumen, Blumen, Vögeln, Schmetterlingen, Wolken, Himmel und Meer auftritt, und es gibt den Hass und die Liebe und das Leben und den Tod.

• 176 Seiten
• € 17,90 (D)
• ISBN: 978-3938834985
• Verlag: Assoverlag

Nachruf auf die Leere* · Yamen Hussein

© Elif Verlag

Allein den Verlust als Metapher auf den Nabel der Dichtung zu setzen, ist für Yamen Hussein nicht ausreichend, er verlangt mehr von sich. Auch die Liebe, die Hoffnung auf bessere Zeiten, das Ankommen in einer neuen Welt verleiht seinen Zeilen mehrere Perspektiven, seine Gedichte fordern uns auf, den Blickwinkel zu erweitern, die Fenster auch für das Unbekannte zu öffnen. Er schält seine Schritte, stutzt den Weg, immer mit einem neuen Impuls, so gestaltet der Dichter aus dem Erlebten ein Dokument für sich und für die Welt.

• 116 Seiten
• € 18 (D)
• ISBN: 978-3946989363
• Verlag: Elif Verlag

 

Camel Travel · Volha Hapeyeva

© Literaturverlag Droschl

In kurzen Kapiteln nähert sich Volha Hapeyeva kleinen und großen Themen, die in Schule, Familie und öffentlich ausgefochten werden. Mit unglaublicher Leichtigkeit schreibt die Autorin von einer Kindheit und Jugend in der zerfallenden UdSSR Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre. Ihre Schilderungen zeigen so manche Tücken und Macken aus dem Minsk der (post)sowjetischen Zeit auf – aber auch ihre Entwicklung zu einer kritischen, feministisch-politischen Frau im heutigen Belarus.

• 128 Seiten
• € 18,00 (D)
• ISBN: 978-3990590737
• Verlag: Literaturverlag Droschl

 

Unvollendete Musik · Anzhelina Polonskaya

© Leipziger Literaturverlag

Diese Lyrik bricht mit russischen Traditionslinien, indem sie ihnen zum Schein folgt und anschließend irritiert. Ihre Texte sind politisch, ohne zu agitieren oder zu appellieren. Den Wunsch nach Harmonie versagt sich Anzhelina Polonskaya, sie will sich der nüchternen Analyse und dem Widerstehen-Müssen stellen.

• 140 Seiten
• € 16,95 (D)
• ISBN: 978-3866602618
• Verlag: Leipziger Literaturverlag

Freiheit: Heimat, Gefängnis, Exil und die Welt ·Yassin al-Haj Saleh

© Matthes & Seitz Berlin

Ausgehend von seinen persönlichen Erfahrungen in den Gefängnissen des Assad-Regimes in Syrien und den folgenden Jahren im Exil untersucht Yassin Al-Haj Saleh alle Aspekte der Freiheit des Menschen. Er zeigt auf, mit welcher Gefahr und Mühsal der Freiheitsdrang verknüpft ist, nämlich mit der Veränderung des Denkens, und verweist auf die Freiheit als eine Bewegung, als den entscheidenden Schritt, weiter als sonst zu gehen und dabei neue, bisher unbekannte Räume zu entdecken.

• 90 Seiten
• € 10,00 (D)
• ISBN: 978-3957578808
• Verlag: Matthes & Seitz Berlin

 

Sticht in meine Seele · Barbaros Altuğ 

© Orlanda Verlag

Derin ist Journalistin. Sie ist so türkisch wie französisch und lebt in Paris. Als sie sich gerade auf den Weg machen will, um über einen ermordeten Kollegen in Istanbul zu schreiben, begegnet ihr kurz vor dem Abflug ein Armenier. Seine Geschichte fesselt sie, wirft aber auch Rätsel auf. In Istanbul angekommen, beginnt sie zu recherchieren und eine so irritierende wie dramatische Suche beginnt, deren Ergebnis sie vollkommen erschüttert.

• 152 Seiten
• € 16,00 (D)
• ISBN: ISBN 978-3944666488
• Verlag: Orlanda Verlag

 

Das Haus aus Stein · Aslı Erdoğan

© Penguin Verlag

In diesem symphonisch komponierten Roman über Gefangenschaft und den Verlust aller Sicherheiten nimmt Aslı Erdoğan auch auf erschütternde Weise die eigene Gefängniserfahrung vorweg. Sie folgt mit ihrer poetischen dunklen Sprache den tiefen Narben, die eine Begegnung mit dem „Haus aus Stein“ hinterlässt.

• 128 Seiten
• € 15,00 (D)
• ISBN: 978-3328600763
• Verlag: Penguin Verlag

 

 

Signum 2021. Blätter für Literatur und Kritik. 22. Jg. Heft 1 (Winter) · Norbert Weiß (Hrsg.)

© Verlag Die Scheune

Das Gefängnis, die Zellen, die Mitgefangenen, die Folter, auch die Todesdrohungen, Attentate, Angriffe, Vergewaltigungen, Verhöre, Hausdurchsuchungen: Mancher und Manchem sind sie fest ins Schaffen geschlagen. Das blitzt hervor, scheint durch, gibt mindestens ein Hintergrundrauschen, wie der Ur-knall. In diesem Werk erzählen die Exil-SchriftstellerInnen, die keine sein wollen, von der Drangsal, der Bedrückung.

 

 

 

* Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien

Das Writers-in-Exile-Programm des deutschen PEN ist ein Stipendienprogramm für verfolgte Autorinnen und Autoren, das von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien finanziert wird. Seit 1999 sind bereits mehr als sechzig Literatinnen und Literaten Stipendiatinnen und Stipendiaten dieses Exil-Programmes gewesen.

Aslı Erdoğan arbeitet mit Luk Perceval an Neudeutung von Mozarts “Entführung aus dem Serail” in Genf

Ab dem 22. Januar 2020 präsentiert das Grand Théâtre de Genève Mozarts Entführung aus dem Serail in einer Neuproduktion des belgischen Regisseurs Luk Perceval mit einer neuen Textfassung der türkischen Autorin Aslı Erdoğan und befreit dieses Singspiel damit von allem pittoresken Orientalismus.

„Wir alle sind eingeschlossen im Serail unseres Lebens“, so Perceval, der in seiner Interpretation von Mozarts Oper einen Blick auf eine heutige Gesellschaft wirft. Einzelne Menschen sind verloren in einem absurden Leben und einer Menge in Aufruhr und suchen einen Ausweg aus ihrem eigenen Serail. Die Reflexionen einsamer Individuen, denen es um Liebe, Spiritualität und Menschlichkeit geht, werden einer Hysterie der Masse gegenübergestellt.

Die türkische Journalistin und Schriftstellerin Aslı Erdoğan. Foto: Bernd Hartung

Aslı Erdoğan
Foto: Bernd Hartung

Writers in Exile-Stipendiatin Aslı Erdoğan, geboren 1967 in Istanbul und mittlerweile in Berlin im Exil lebend, hat sich in ihren Werken vehement für Menschenrechte und gegen jegliche Art von Faschismus, insbesondere in ihrem Heimatland, ausgesprochen. Sie ist eine der bekanntesten Schriftstellerinnen und Kolumnistinnen der Türkei. Ihre literarischen Werke wurden in über 20 Sprachen übersetzt. Als Kolumnistin kritisierte sie unter anderem die Rolle der Frau in der türkischen Gesellschaft und die Behandlung der Kurden oder Armenier. 2016 wurde Erdogan in der Türkei verhaftet und war für ein halbes Jahr im Gefängnis. Dementsprechend ist auch ihre Textversion der Entführung aus dem Serail, die von ihrem Buch Der wundersame Mandarin inspiriert ist, ein kritisches Plädoyer für eine vielfältige Gesellschaft ohne jedoch den Witz und die Ironie, die in Mozarts Singspiel stecken, aufzugeben.

Das Bühnenbild stammt von Philipp Bussmann, die Kostüme von Ilse Vandenbussche, das Licht von Mark Van Denesse, die Choreographie von Ted Stoffer, und die Dramaturgie übernimmt Luc Joosten.

Mit Fabio Biondi steht ein Spezialist für historische Aufführungspraxis und einer der wichtigsten Dirigenten unserer Zeit für Werke des 17. und 18. Jahrhunderts am Pult des Orchestre de la Suisse Romande. Er dirigiert zum ersten Mal dieses Orchester.
Das Sängerensemble wird angeführt von Olga Pudova, die alternierend mit Rebecca Nelsen die Konstanze singt, sowie Julien Behr als Belmonte. Des Weiteren singt Claire de Sévigné die Blonde, Denzil Delaere den Pedrillo und der Bass Nahuel Di Pierro, der in letzter Zeit etwa in Pesaro, Zürich oder Aix en Provence große Erfolge gefeiert hat, den Osmin. Das Ensemble wird ergänzt durch die Schauspieler Françoise Vercruyssen, Iris Tenge, Joris Bultynck und Patrice Luc Doumeyrou, die als ein Alterego der Hauptrollen in einem fortgeschrittenen Alter erscheinen.

Die Genfer Neuproduktion wird in deutscher Sprache gesungen mit französischen und englischen Übertiteln. Sie entsteht als Koproduktion mit dem Grand Théâtre de Luxembourg und dem Nationaltheater Mannheim.

Grand Théâtre de Genève
Premiere: 22. Januar 2020, 20.00 Uhr
Weitere Aufführungen: 24., 26., 28. und 30. Januar 2020, 1. und 2. Februar 2020

Weitere Informationen und Termine auf
www.gtg.ch/die-entfuhrung-aus-dem-serail/

Zwei Autorinnen im Transit – Lesung eines literarischen Briefwechsels zwischen Terézia Mora und PEN-Stipendiatin Şehbal Şenyurt Arınlı

Pressemitteilung, Darmstadt, 5. November 2019. Im Rahmen der literarischen Reihe des Writers in Exile-Programms des deutschen PEN-Zentrums ist ein Briefwechsel der besonderen Art entstanden. Zwei Schriftstellerinnen korrespondieren über Wochen und stehen sich zum ersten Mal kurz vor der Abschlusslesung ihrer Briefe gegenüber: Terézia Mora, seit kurzem Büchner-Preisträgerin, und Şehbal Şenyurt Arınlı, Schriftstellerin, Dokumentarfilmerin und Stipendiatin des PEN-Exilprogramms. Zum dritten Mal wurde nun eine literarische Korrespondenz zwischen zwei AutorInnen durchgeführt. Die Initiatorin und Herausgeberin des Buches “Autorinnen im Transit” ist Franziska Sperr (ehemalige Vizepräsidentin und WiE- Beauftragte). Die zweisprachige Publikation ist im binooki-Verlag, Berlin, erschienen.

Am 28. November 2019 in der Berliner Akademie der Künste werden sich die beiden Autorinnen zum ersten Mal gegenüber stehen, aus ihren Briefen lesen und sich vom ehemaligen PEN-Präsidenten, dem Schriftsteller Gert Heidenreich zu ihren Texten befragen lassen.

Obwohl sie sich nie begegnet sind, wissen sie viel übereinander: die bekannte, mit Literaturpreisen überhäufte Terézia Mora und die vor einem Jahr in Deutschland angekommene, in der deutschen Literaturszene noch unbekannte Şehbal Şenyurt Arınlı. Mehrere Wochen lang schickten sie einander Texte, in denen es um ihren Alltag geht, ihre Ängste und Verunsicherungen, ihre Träume und Visionen für die Zukunft.

Terézia Mora ist hier seit Jahren sehr bekannt. Ihre Briefpartnerin steht erst am Anfang ihrer schriftstellerischen Existenz in Deutschland. Sie wurde 2017 wegen ihres Engagements für die kurdische Minderheit in der Türkei festgenommen und konnte nur durch einen Zufall fliehen und bei uns Zuflucht finden.

Trotz der Unterschiedlichkeit ihrer Lebensläufe kreisen die Briefe nicht nur um das Thema Schreiben, sondern auch um Verluste, Einsamkeit, Außenseitertum, bedrohte Existenz. Sie schreiben von Privatem, Politischem und Gesellschaftlichem aus sehr persönlicher Sicht, hie und da scheren sie aus in die Historie ihrer Herkunftsländer: Türkei und Ungarn.

28. November 2019, „Autorinnen im Transit – Lesung aus dem Briefwechsel zwischen Terézia Mora und Şehbal Şenyurt Arınlı“

in der Akademie der Künste, Pariser Platz in Berlin, 19 Uhr

 mit:

  • Şehbal Şenyurt Arınlı, Writers in Exile-Stipendiatin, Dokumentarfilmerin, Menschenrechtsaktivistin und Journalistin
  • Terézia Mora, Schriftstellerin, Drehbuchautorin und Übersetzerin
  • Gert Heidenreich, Schriftsteller und Journalist, ehem. PEN-Präsident
  • Franziska Sperr, Autorin, ehem. Writers in Exile-Beauftragte und Vizepräsidentin des deutschen PEN-Zentrums
  • Helene Grass, Schauspielerin
  • Die Lyrischen Saiten (Musik)
  • Elif Amberg (Dolmetscherin)

 

Presseexemplare sind auf Anfrage beim binooki Verlag [presse [at] binooki [dot] com] erhältlich. Gerne stellen wir Ihnen auch die Druckfahnen für Ihre Berichterstattung zur Verfügung. Weitere Informationen und Interviewanfragen gerne per E-Mail an presse [at] pen-deutschland [dot] de.

 

Pressekontakt:

Susann Franke
PEN-Zentrum Deutschland e.V., Kasinostr. 3, 64293 Darmstadt
Tel.: 06151/627 08 26; Fax.: 06151/293414
E-Mail: s.franke [at] pen-deutschland [dot] de

20 Jahre Exilprogramm „Writers in Exile“ – Grütters trifft sich mit Exilkünstlern

Seit 1999 unterstützt das Stipendienprogramm „Writers in Exile“ des PEN-Zentrums Deutschland geflüchtete Schriftstellerinnen und Schriftsteller – von Beginn an zu 100 Prozent vom Bund finanziert. Anlässlich eines Empfangs am 8. Oktober zu 20 Jahren „Writers in Exile“ im Bundeskanzleramt sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters: „Gerade Deutschland trägt aufgrund seiner Vergangenheit eine große Verantwortung dafür, die Freiheit der Kunst zu schützen. Deshalb helfen wir verfolgten Künstlerinnen und Künstlern, damit sie bei uns in Freiheit arbeiten können und mit ihrer Stimme Gehör finden – in Deutschland, in ihren Heimatländern und weltweit.“

20 Exil-Programm mit Pen-Präsidentin Regula Venske, Staatsministerin Monika Gruetters, der ehemaligen Writers in Exile-Beauftragten Franziska Sperr (v.l.n.r.) und dem aktuellen Beauftragtem und Vize-Präsident Leander Sukov (hinten). Foto: Bundesregierung: Köhler

Das Programm „Writers in Exile“ bietet geflüchteten Künstlerinnen und Künstlern finanzielle Unterstützung, Orientierungshilfe im Alltag sowie Kontakte zu anderen Autorinnen und Autoren. In Hinblick auf das 20-jährige Jubiläum des Programms sprach Monika Grütters von einer „vorbildlichen Erfolgsgeschichte“.
Bei dem Empfang stellte Monika Grütters zudem die Studie „Exil in der Bundesrepublik Deutschland“ der Universität Osnabrück vor. Die Untersuchung hatte die Kulturstaatsministerin zu Jahresbeginn in Auftrag gegeben, um sich ein genaueres Bild über die Lebenssituation verfolgter Schriftstellerinnen und Schriftsteller hierzulande zu machen, denn ein Leben im Exil ist immer Chance und Herausforderung zugleich.
Wie nicht anders zu erwarten, sind viele Exilantinnen und Exilanten beindruckt vom hohen Stellenwert der künstlerischen Freiheit, die sie in Deutschland genießen. Zudem bietet Deutschland viele erfolgreiche Förderungsmöglichkeiten für geflüchtete Künstlerinnen und Künstler, in der Studie werden allein 65 Kulturprojekte dargestellt, die sich speziell an Exilkünstler richten.

Die Studie unterbreitet darüber hinaus verschiedene Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Situation von Exilkünstlern. So sei es zum Beispiel notwendig, die Visaverfahren zu erleichtern. Auch in Hinblick auf Diversität im deutschen Kulturbetrieb gibt es nach wie vor Verbesserungsbedarf, etwa bei der Besetzung von Jurys. Zudem wird empfohlen, Anlaufstellen einzurichten, die über die Besonderheiten der deutschen Kulturförderung informieren.

Şehbal Şenyurt Arınlı: Nach fast zwei Jahren in Nürnberg

Şehbal Şenyurt Arınlı, türkische Journalistin, Menschenrechtsaktivistin und Dokumentarfilmerin, wurde 1962 in Giresun/Türkei geboren. Portraits der Writers-in-Exile-Stipendiaten am 28.4.2018 im Hotelzimmer 250 des Romantikhotel Gebhards im Rahmen der PEN-Jahrestagung 2018 vom 26. bis 29.4.2018 in Göttingen. Foto: Stefanie Silber

Şehbal Şenyurt Arınlı
Foto: Stefanie Silber

Nach fast zwei Jahren in Nürnberg

Eine Stadt kennenlernen … sich in dieser Stadt selbst neu entdecken …

Eine Silhouette betrachten … als würde man die eigene Vergangenheit betrachten …

Mit jedem neuen Ort erneuerst du dich, mit jedem Neuankömmling wird aus einer Stadt etwas Neues!

Straßen betreten, schon bekannte, dann unbekannte … anschauen … erleben …. empfinden … ins Leben eintauchen … zulassen, dass sie dich berühren.

Dass man die Spuren der Vergangenheit so sorgfältig bewahrt, ist wunderbar! Dies mag einem in Europa aufgewachsenen Menschen ganz normal vorkommen und kann mit der Begründung, dass das Leben schließlich ja weitergeht, auch heftig kritisiert werden. Wenn Sie aber aus Anatolien oder dem Nahen Osten kommen, wo man Spuren der Vergangenheit wie Sünden verhüllt oder tilgt und den Gedanken der Bewahrung – sei es bewusst oder unbewusst –geistig ganz grundsätzlich ablehnt, die Vergangenheit entwertet und unbarmherzig ausradiert … ja, dann ist dies außerordentlich!

Was Sie bei der Ankunft in Nürnberg zunächst empfängt, ist diese im Anklang an die Vergangenheit wieder erstandene Silhouette. Das Wichtigste dabei ist, dass die Bevölkerung das Zerstörte im Streit mit den Entscheidungsträgern wieder aufbauen ließ! Wenn es auch im Schulterschluss mit Leutengeschehen ist, die sagten, „Wir haben es zerstört, baut ihr es wieder auf“, so waren es doch Menschen, die quasi einem instinktivem Drang zur Selbstheilung folgten: „Dies ist mein Leben!“ Mit jedem Tropfen Schweiß, der in diesen Steinen steckt …

Sich in einer neuen Stadt selbst neu entdecken … Den Spuren der Erfahrungen nachgehen, die eine Stadt zur Stadt machen … Anknüpfungspunkte finden. Noch einmal in Frage stellen, was dich selbst ausmacht. Frei von Aufregung sein, innerliche Ruhegenießend.

Stimmen aus vergangenen Jahrhunderten … der Musik der Stadt zuhören!

Jede Stadt hat ihre Musik. Was könnte die Musik dieser Stadt sein?

Vielleicht die Pegnitz. Vielleicht all die Brücken über die Pegnitz … die Museumsbrücke, die Karlsbrücke … Vielleicht – nein, ganzsicher – Hans Sachs. Albrecht Dürer, der dieser Stadt seinen Stempel aufgedrückt hat, kann ich aus irgendeinem Grunde nicht erspüren! Vielleicht, weil ich seine Werke in Museen anderer Länder gesehen habe, sie aber bis auf ein paar Ausnahmen hier nicht zu sehen sind? Vielleicht habe ich sie aber auch nur noch nicht gefunden. Der Trödelmarkt, der Hauptmarkt? Der Handwerkerhof! Die Trümmerfrauen, die die Stadt wiederaufgebaut haben? Vielleicht die Spitäler. Vielleicht die nur noch auf Fotos und Zeichnungen erhaltene Große Synagoge, an die heute eine Plakette erinnert … der Leo Katzenberger Weg. Vielleicht… die Menschen, die aus Afrika, Anatolien, Asien, dem Nahen Osten oder Lateinamerika gekommen und ohne Aussicht auf Rückkehrhiergeblieben sind …  Migranten, die sich an einen Hauch von Leben in Ruhe und Sicherheit zu klammern versuchen … Wanderarbeiter, die das Rad am Laufen halten? Jene, die Tag für Tag gegen Krieg, Zerstörung und Vernichtung in ihren Herkunftsländern auf die Straße gehen? St. Johannis … oder die Südstadt! Dort gibt es einen Rüstungsbetrieb, nicht wahr? Was soll man zu den Hinterlassenschaften der Nationalsozialisten sagen? Lindenbäume, die sich im Wind wiegen … Eichhörnchen, die morgens auf meinen Balkon klettern … Überraschend und mitten in der Stadt, der Blickwechsel mit einer Eule! Ehrenamtliche, die zur Versorgung eines verletzten Zugvogels ins Haus kommen … Der Mann aus dem postkolonialen Togo mit seinen Gedichten in der Tasche? Die Friedhofsbesucher? Die Kinder unter der Brücke … oder jene glücklichen Kinder, die sich im Spiel ihre und unsere Zukunft ausdenken?

Die Melodie Nürnbergs

Welcher Komposition folgt sie? Nürnberg, was ist das für ein Ort? Welcher Sturm hat mich in diese Stadt geweht, die Stürme erlebt und ihnen standgehalten hat?

Vom Hauptmarkt zur Burg, ein kleiner Anstieg. Ich steige gemächlich nach oben, an der Ecke ein kleines Schild: „Antiquitäten“. Souterrain eines Altbaus, kleine Fenster. Nicht klar, was drinnen ist. Eine Tür mit kleinen und größeren Plakaten verhängt und zu. Eine Stimme: „Komm rein“.

Beim Drücken der Klinke ertönt eine Glocke. Im Halbdunkel ein zwei Stufen runter. Alles voller Bilder, manche mit, manche ohne Rahmen, überwiegend naive Kunst. Bayern im Klein- und Großformat! Menschen, Natur, Häuser, Straßen, Schlösser … Jagdszenen, Handwerk, Feste und Tafelrunden … Bayern! Ein alteingesessener Zuwanderer aus Jugoslawien sammelt Bayern und überliefert so den Bayern Geschichtchen aus Bayern. Einfache Leute, das ganz normale Leben … in ihren Lederhosen oder Dirndln schaut der oder die Abgebildete stolz, streng oder verzweifelt ihren Maler an und damit Sie als Betrachter. „Gut, dass ich gekommen, gut, dass ich hier lebe“, sagt der Einwanderer. Und fügt hinzu: „Wir haben auch viel durchgemacht. Und es hat Jahre gedauert, bis ich das akzeptiert habe.“

Dann ein Gemälde … im Germanischen Nationalmuseum … Jahr 1649. Ein Tisch, an dem über die Umsetzung der Verträge von Münster und Osnabrück verhandelt und beschlossen wurde, die den Dreißigjährigen Krieg beendeten … von Menschen umringt … Ort des Geschehens, Nürnberg. Verträge, die den Grundstein für eine Transformation der Reiche in Nationalstaatenlegten, die sich noch Jahrhunderte hinziehen sollte.

Und natürlich gehen mir die Nürnberger Prozesse durch den Kopf, eine der ersten ernsthaften Auseinandersetzungen der schriftlich überlieferten Geschichte. Die Ohrfeige zum Aufwachen aus Lügengeschichten – knallhart.

Warum verbindet man mit manchen Städten Krieg, mit anderen Frieden? Warum und wie dringen Krieg und Frieden in das Gewebe jener Menschen ein, die dort leben? Wie stark werden die Menschen in diesen Städten von jenen Geschichten geprägt, die dort die Luft, das Wasser und die Atmosphäre durchweben?

Ich komme aus einem Land, in dem man – meist unter dem Vorwand der Modernisierung – die Umwelt zerstört, in dem man Menschen tötet, ihre Leichen auf der Straße liegen lässt, die meisten Kinder von staatlich Bediensteten getötet werden und Babys in Gefängnissen aufwachsen. Mein zweites Jahr hier geht zu Ende. Was hat sich in diesen zwei Jahren in dem Land geändert, das ich hinter mir lassen musste? Auch wenn hin und wieder ein Schimmer Hoffnung aufflackert, im Grunde nichts! Noch immer landen tausende von Menschen im Gefängnis, weil sie ihre Meinung gesagt haben; Selahattin Demirtaş, Gültan Kışanak, Osman Kavala, Nedim Türfend, Ahmet Altan… und viele uns vom Namen her mehr oder weniger bekannte Leute. Die Flutung von Hasankeyf, der Bergbau beim Naturschutzgebiet im Ida-Gebirge, das Kernkraftwerk am erdbebengefährdeten Standort Mersin-Akkuyu, Eingriffe auf den Almen an der Schwarzmeerküste, das Wasserkraftwerk am Munzur…hunderte Hektar gerodete oder abgebrannte Waldflächen … ausgetrocknete Flussbette … Mögen die Paläste bestimmter Leute immerdar ihren Glanz verbreiten – immer schneller schreitet die Naturzerstörung voran, so wie es seit Jahrhunderten und auch in anderen Ländern der Fall ist. Militärische Einfälle in Nordsyrien werden in zwischenstaatlicher Absprache ausgeweitet, die Zypern-Problematik spitzt sich wieder zu … Folter in Gefängnissen und die Probleme der erkrankten Gefangenen halten an, wichtiger noch, die Zahl der Kinder in den Gefängnissen nimmt ständig zu. Wegen Überfüllung der Zellen schlafen Häftlinge in Tag- und Nachtschichten und viele neue Gefängnisse werden gebaut. Was soll man noch sagen? Wenn auch nicht im Detail, geht es dabei um hier bekannte Geschichten.

Mein Leben in Nürnberg wird von all diesen Dingen und noch vielen anderen überschattet.

Nürnberg ist eine Stadt, die sich in Menschenrechtsdingen als sensibel präsentiert. Tausende Migranten aus dutzenden Ländern. Jede einzelne Gemeinschaft mit großen Problemen, ein gemeinsames Zusammenleben aufzubauen ist schwer. Es gibt ernsthafte Bemühungen. Ob im institutionellen Sinne lautstarke Stimmen dahingehend zu vernehmen sind, dass man die Probleme gemeinsam lösen muss, weiß ich noch nicht.

Stimmen … Worte … Geschichten

Eine Kaffeepause am Hauptmarkt. Ein Tag mit Hochbetrieb, alle Tische besetzt. Unter den Passanten ein betagtes Ehepaar, Hand in Hand. Er mit Hosenträgern und Panamahut, die Dame mit lilafarbenem Handtäschchen und farblich passendem Federhut. Gebückt und mühsam gehend suchen sie einen Platz. Unsere Blicke treffen sich. Ich sitze allein am Tisch, sie kommen heran und fragen:

„Dürfen wir uns dazusetzen?“

„Natürlich!“, antworte ich und sammle meine Sachen zusammen, um Platz zu machen.

Schnell kommen wir ins Gespräch, ich mit meinem holprigen Dreizehnmonatsdeutsch. Die Frau zwinkert mir mit ihren meergrünen Augen zu während sie langsam und deutlich redet, wohl, damit ich sie verstehe. Es hat sie aus Polen hierhin verschlagen. Eine von denen, die dem Lager lebend entkommen sind. Sie war Jahre, Jahrzehntelang auf der Suche nach ihrer „kleinen, unschuldigen“ Schwester. Auf einer dieser Spurensuchen hatte sie die Bekanntschaft mit diesem Nürnberger Herren gemacht. Zusammen haben sie weitergesucht. Wieder jahrelang. Vor fünf Jahren hatten sie die Schwester in Russland ausfindig gemacht. Zwei Wochen vor ihrem Tod! Nur fünf Mal konnten sie noch miteinander telefonieren. Nur zur Beerdigung konnten sie noch kommen.

Entscheidungen von Machthabenden und das Leben der einfachen Leute … im Gestern und heute … Unglück nimmt andernorts in anderer Form seinen Lauf. Stimmen … Worte … Geschichten – Auch ich werde langsam Teil dieser Geschichten. Als Geschichtenerzählerin würde ich gerne auch die Geschichten dieser Menschen übermitteln. Die Musik der Stadt, in der ich lebe.

Manchmal beschäftigen mich auch die in der Türkei entstandenen Werke jener deutschen Künstler und Wissenschaftler, die der Zeit des 2. Weltkriegs ins Exil gehen mussten: Viktor Ullman, Paul Hindemith, Carl Ebert, Prof. Albert Malche, Philippe Schwartz, Ernst Reuter Alexander Rüstow, Gerhard Kessler, Curt Kosswig, Ernst Eduard Hirsch und viele mehr. Manche von ihnen sind zurückgekehrt, einige blieben und haben als „Heimatlose“ Spuren auf ihrem neuen Fleck Erde hinterlassen.

Handlungsorte und Rollenverteilung dieser wohl tausendfach erlebten Geschichte haben sich geändert. Mögen die Auflehnung gegen Ungerechtigkeit und der solidarische Zusammenhalt stets fortbestehen!

Nürnberg, der Lebensmittelpunkt meines Lebens im Exil! Mein jetziger Zufluchtsort! Meine sprachlosen Begrüßungen! Meine warmherzigen Nachbarn, die mich zu verstehen versuchen. Meinen den alten hinzugefügten neuen Freunden!

Vom Westfriedhof noch eine kleine Notiz: „Wenn die Zeit endet, beginnt die Ewigkeit“.

Şehbal Şenyurt Arınlı

Nürnberg, im August 2019

 

Übersetzung – Harald Schüler & Susanne Schneehorst

Erstveröffentlichung in gekürzer Form bei den Nürnberger Nachrichten:’ ‘.((strlen(‘https://www.nordbayern.de/was-ist-der-klang-von-nurnberg-1.9307116’)>40) ? substr(‘https://www.nordbayern.de/was-ist-der-klang-von-nurnberg-1.9307116′,0,40).’…’ : ‘https://www.nordbayern.de/was-ist-der-klang-von-nurnberg-1.9307116′).’

„Immigration Broadcast“ mit unserer Stipendiatin Şehbal

Şehbal Şenyurt Arınlı bei der Redaktionssitzung bei Radio Z in Nürnberg. Mit anderen „Menschen mit und ohne Migrations- und Fluchterfahrung“ produziert sie einmal im Monat den „Immigration Broadcast“.

Fotos: Radio Z

Das PEN-Zentrum Deutschland auf der Frankfurter Buchmesse 2018 – Impressionen

Zum 70. Mal fand dieses Jahr vom 10.10.-14.10. die Buchmesse auf dem Messegelände Frankfurt statt. Als Teil der größten internationalen Buchmesse stellte sich das PEN-Zentrum Deutschland mit einem Stand vor und informierte die Besucher über die Schriftstellervereinigung, das Writers-in-Exile-Programm und die Writers-in-Prison-Arbeit.

Impressionen

Podiumsdiskussion "Bilder bauen Welten: die Macht des (un)sichtbaren Narrativs“ mit PEN-Präsidiumsmitglied Nina George, der Grimmer-Preisträgerin Maren Kroymann und Prof. Dr. Elizabeth Prommer Foto: © PEN-Zentrum Deutschland

Podiumsdiskussion “Bilder bauen Welten: die Macht des (un)sichtbaren Narrativs“ mit PEN-Präsidiumsmitglied Nina George, der Grimme-Preisträgerin Maren Kroymann und der Direktorin des Instituts für Medien­forschung an der Universität Rostock, Prof. Dr. Elizabeth Prommer
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V. l. n. r.: PEN-Generalsekretär Carlos Collado Seidel, Prof. Dr. Elizabeth Prommer und Journalist Günter Wallraff während der Podiumsdiskussion „Das freie Wort unter Druck? Selbstzensur in Deutschland“
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Journalist und Schriftsteller Günter Wallraff
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Auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse stellte der deutsche PEN eine Studie vor, die das Institut für Medienforschung der Universität Rostock in seinem Auftrag durchgeführt hat. Es diskutierten u. a. der Journalist Günter Wallraff (li.) und der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Alexander Skipis (re.)
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Stand des deutschen PEN auf der Frankfurter Buchmesse
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Der georgische Autor und ehemalige Writers in Exile-Stipendiat Zaza Burchuladze (li.) stellte unter Moderation von PEN-Präsidiumsmitglied Ilija Trojanow (re.) sein 2018 beim Aufbau Verlag erschienenes Buch „Der aufblasbare Engel“ am Stand des Hessischen Literaturrats e. V. vor. Foto: © PEN-Zentrum Deutschland

V. l. n. r.: Writers-in-Exile Projektleiterin Sandra Weires-Guia, der ehemalige Writers-in-Exile Stipendiat Zaza Burchuladze und Writers-in-Exile Projektmitarbeiterin Kerstin Martini
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Der kamerunische Autor Enoh Meyomesse (ehemaliger Elsbeth-Wolffheim-Stipendiat der Wissenschaftsstadt Darmstadt) wurde in Lesung und Gespräch von Franziska Sperr, Vizepräsidentin und Beauftragte für Writers in Exile des deutschen PEN-Zentrums, vorgestellt. Foto: © PEN-Zentrum Deutschland

Der kamerunische Autor Enoh Meyomesse (ehemaliger Elsbeth-Wolffheim-Stipendiat der Wissenschaftsstadt Darmstadt) wurde in Lesung und Gespräch von Franziska Sperr, Vizepräsidentin und Beauftragte für Writers in Exile des deutschen PEN-Zentrums, vorgestellt.
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Ralf Nestmeyer, Vizepräsidentin und Writers-in-Prison-Beauftragter des deutschen PEN, vor der Podiumsdiskussion „Quo vadis Polen?“ Foto: © PEN-Zentrum Deutschland

Ralf Nestmeyer, Vizepräsident und Writers-in-Prison-Beauftragter des deutschen PEN, vor der Podiumsdiskussion „Quo vadis Polen?“
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Podiumsdiskussion „Quo vadis Polen?“ Auf der Bühne des Weltempfangs diskutierten unter Moderation des Journalisten und Sachbuchautors Thomas Urban (li.), die Politikwissenschaftlerin und Journalistin Aleksandra Rybińska, der Historiker Prof. Dr. Martin Schulze Wessel (2. v. r.) und der Historiker und ehemaliger Berater von Donald Tusk, Prof. Dr. Paweł Machcewicz Foto: © PEN-Zentrum Deutschland

Podiumsdiskussion „Quo vadis Polen?“
Auf der Bühne des Weltempfangs diskutierten unter Moderation des Journalisten und Sachbuchautors Thomas Urban (li.), die Politikwissenschaftlerin und Journalistin Aleksandra Rybińska, der Historiker Prof. Dr. Martin Schulze Wessel (2. v. re.) und der Historiker und ehemaliger Berater von Donald Tusk, Prof. Dr. Paweł Machcewicz
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Historiker Prof. Dr. Martin Schulze Wessel und die Politikwissenschaftlerin und Journalistin Aleksandra Rybińska während der Podiumsdiskussion „Quo vadis Polen?“
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Prof. Dr. Paweł Machcewicz Foto: © PEN-Zentrum Deutschland

Prof. Dr. Paweł Machcewicz
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V. l. n. r.: PEN-Präsidentin Regula Venske, Writers-in-Exile Stipendiatin Şehbal Şenyurt Arınlı, Autorin Aslı Erdoğan sowie Lyrikerin und Übersetzerin Pegah Ahmadi während der Podiumsdiskussion „Exil – Hoffnungen und Hindernisse“ auf der Bühne des Weltempfangs
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Şehbal Şenyurt Arınlı ist eine türkische Dokumentarfilmerin, Menschenrechtsaktivistin, Journalistin und seit 2017 Writers-in-Exile Stipendiatin des deutschen PEN. Foto: © PEN-Zentrum Deutschland

Şehbal Şenyurt Arınlı ist eine türkische Dokumentarfilmerin, Menschenrechtsaktivistin, Journalistin und seit 2017 Writers-in-Exile Stipendiatin des deutschen PEN.
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PEN-Präsidentin Regula Venske
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Podiumsdiskussion über Pressefreiheit in der Türkei mit dem Verleger und Journalist Can Dündar (li.) und dem Welt-Korrespondenten Deniz Yücel (re.) Foto: © PEN-Zentrum Deutschland

Podiumsdiskussion über Pressefreiheit in der Türkei mit dem Verleger und Journalist Can Dündar (li.) und dem Welt-Korrespondenten Deniz Yücel (re.)
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PEN-Präsidentin Regula Venske Foto: © PEN-Zentrum Deutschland

PEN-Präsidentin Regula Venske während der Podiumsdiskussion über Pressefreiheit in der Türkei
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Türkei-Korrespondent der WeltN24-Gruppe Deniz Yücel
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Michael Roth Staatsminister für Europa und Beauftragter der Bundesregierung für die deutsch-französische Zusammenarbeit (re.) und der Türkei-Korrespondent der WeltN24-Gruppe Deniz Yücel (li.) Foto: © PEN-Zentrum Deutschland

Michael Roth, Staatsminister für Europa und Beauftragter der Bundesregierung für die deutsch-französische Zusammenarbeit, (re.) und der Türkei-Korrespondent der WeltN24-Gruppe Deniz Yücel (li.)
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03.05.2018, 19:30 Uhr – PEN-Fellow Can Dündar diskutiert in Gießen über Pressefreiheit und Menschenrechte in der Türkei

Can Dündar
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Can Dündar (*1961) wurde in Ankara geboren und lebt derzeit als Fellow des deutschen PEN in Deutschland. Er war langjähriger Chefredakteur der türkischen Tageszeitung Cumhuriyet. Im November 2015 wurde Dündar wegen Spionagevorwürfen in Untersuchungshaft genommen. Nach seiner Freilassung floh er nach Deutschland, wo er heute wieder als Journalist tätig ist und seinen Fall öffentlich machte. Für seine Arbeit wurde er vielfach ausgezeichnet. Allein 2016 und 2017 erhielt er u.a. den Leipziger Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien, den Hermann-Kesten-Preis des deutschen PEN sowie den internationalen Whistleblower-Preis. Im Oktober 2017 erschien sein Buch “Verräter: Von Istanbul nach Berlin. Aufzeichnungen im deutschen Exil”, aus dem der Gießener Schauspieler Roman Kurtz an diesem Abend lesen wird. Darin – sowie im anschließenden Gespräch mit dem (dann) ehemaligen Vizepräsidenten des deutschen PEN, Sascha Feuchert – berichtet Dündar über sein Exil, über Wertschätzung und Feindseligkeit und über Bemühungen um eine demokratische Türkei. Die Veranstaltung wird von der Dolmetscherin Şebnem Bahadır (“Translate for Justice”) begleitet. Ausgerichtet wird sie vom Literarischen Zentrum Gießen in enger Kooperation mit dem PEN-Zentrum Deutschland, dem Präsidenten der JLU Gießen, Gefangenes Wort e.V. und dem Hessischen Literaturrat e.V.  sowie mit freundlicher Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst und hr2-Kultur. Für den Kartenverkauf gelten aufgrund der Sicherheitslage besondere Vorkehrungen, Einzelheiten unter ‘.((strlen(‘http://www.lz-giessen.de’)>40) ? substr(‘http://www.lz-giessen.de’,0,40).’…’ : ‘http://www.lz-giessen.de’).’‘.