26.01.2023, 19:30 Uhr – Geborene Emigranten? Das Schreiben in der Fremde – mit Kholoud Charaf

Wie ist es, erzwungenermaßen in der Fremde schreiben zu müssen? Und warum ist die Aufnahme gefährdeter Autorinnen und Autoren so wichtig?

Kholoud Charaf
Foto: Maximilian Gödecke

Darüber spricht Writers-in-Exile-Stipendiatin Kholoud Charaf aus Syrien mit am Donnerstag, 26. Januar 2023, im Literarischen Colloquium Berlin mit dem polnischen Schriftsteller Tomasz Różycki, der Lyrikerin und Übersetzerin Dagmara Kraus und dem Herausgeber Till Greite.

Maurice Läbe liest dazu aus Briefen von Witold Gombrowicz, seit 1939 im argentinischen Exil lebend, und 1963 wie Ingeborg Bachmann oder Igor Strawinsky auf Einladung der Ford Foundation in der geteilten Stadt Berlin.

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In Zusammenarbeit mit SINN UND FORM und der Akademie der Künste.

Weihnachten als Geschichte von Verfolgung und Exil

Drei Schriftstellerinnen und Schriftsteller des Writers-in-Exile-Programms wurden zu einer Aufzeichnung ins Bundeskanzleramt eingeladen und lasen Texte aus der PEN-Anthologie “In der nie endenden bernsteinfarbenen Nacht”. Kulturstaatsministerin Claudia Roth setzte damit ein starkes Zeichen an den Beginn ihrer Tätigkeit. Ebenso Bundeskanzler Olaf Scholz, der sein Haus der Kunst öffnete. Die Aufzeichnung war von einer sehr konzentrierten und freundlichen Atmosphäre geprägt und aus den künstlerischen Beiträgen spricht eine große, innere Wahrhaftigkeit, fern von aller Selbstdarstellung. Der PEN dankt und wünscht allen ein besinnliches Weihnachtsfest.

17.10.2021 - 07.11.2021; 15 Uhr – „Ich war fremd und ihr habt mich beherbergt“ – Lesereihe in Kamen

Die Verbindung von sozialem Engagement und Gestaltung der Kultur hat sich das PEN-Zentrum Deutschland, gemeinsam mit dem ProMensch Kamen e.V., sowie dem Literaturcafe´Kamen und der Stadt Kamen verpflichtet. Zusammen laden wir recht herzlich zur Lesereihe „Ich war fremd und ihr habt mich beherbergt“ in Kamen ein. Neben den zahlreihen AutorInnen des Writers-in-Exile(WiE)-Programms, lesen auch Größen der deutschen Literaturszene.

Am 17.10.2021 liest um 15 Uhr Uhr neben dem Kamener Schriftsteller Gerd Puls  Barbara Krohn, Präsidiumsmitglied des deutschen PEN, in der Schlosskirche in Kamen-Heeren (Heerenerstraße 144). Ebenfalls zu Gast sind die WiE-SchriftstellerInnen:

© Aleksandra Bielak

Umar Abdul Nasser
Er ist ein irakischer Schriftsteller, Dichter und Filmemacher. Er versteckte sich zwei Jahre lang vor dem IS, bevor er es schaffte, das Land für ein Stipendien-Aufenthalt bei ICORN in Breslau zu verlassen. Die Arbeit von Umar wurde vom IS als unvereinbar mit dem islamischen Recht angesehen, seine Gedichte reflektieren die Themen Frieden und Freiheit. Umar erzählt in poetischen Worten vom Lächeln, das auch auf Abstand die Seele berührt.

 

Asli Erdogan

Aslı Erdoğan
(Foto: © Carole Parodi)

1967 in Istanbul geboren, studierte Informatik und Physik, arbeitete in der Schweiz und in Rio de Janeiro. Ab 1996 lebte sie in Instanbul. Dort wurde sie zu einer Symbolfigur für den Wiederstand gegen die Willkürherrschaft in ihrer Heimat. Im August wurde sie nach dem gescheiterten Militärputsch in der Türkei zusammen mit 22 anderen Journalisten verhaftet und monatelang im Gefängnis festgehalten. Erdogan lebt heute im Exil in Deutschland. Ihre Werke wurden mit einer vielzahl von Preisen geehrt. 2010 erhielt sie den Sait-Falk-Preis, den bedeutendsten Literaturpreis der Türkei, 2017 den Erich-Maria- Friedenspreis und 2018 den Prix Simone de Beauvoir.

Am 31.10.2021 liest PEN-Ehrenpräsident Christoph Hein gemeinsam mit dem Kamener Schriftstellern Bernhard Büscher sowie PEN-Generalsekretär Heinrich Peuckmann um 15 Uhr in der Margaretenkirche in Kamen-Methler (Lutherplatz). Auch Kholoud Charaf, Schriftstellerin und Stipendiatin im WiE-Programm, trägt ihre Texte vor.

Kholoud Charaf (© Oliver Lückmann)

Kholoud Charaf
Sie ist Dichterin, Kunstkritikerin, Publizistin. In Syrien war sie von Zensur bedroht, ihre Situation wurde auch für sie persönlich immer gefährlicher. Als Aktivistin setzte sie sich insbesondere für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Frauen und Kindern in ihrem vom Bürgerkrieg zerrütteten Land ein. Kholoud Charaf hat bisher vier Bücher veröffentlicht, darunter den Gedichtband „The Remains of the Butterflies“ in dem sie sich lyrisch mit dem Krieg in Syrien und dem Leben „zwischen Verlust und Hoffnung“ auseinandersetzt. Ihre Gedichte wurden in insgesamt zehn Sprachen übersetzt. 2011 veröffentlichte sie eine wissenschaftliche Arbeit über syrische Gewaltpoesie. Für ihr Buch „Return Lourney to the Montain: Diares in the Shadow of the War“, erhielt sie 2019 den prestigereichen arabischen Ibn Battuta Prize.

Writers-in-Exile-Beauftragter Leander Sukov richtet die letzte Lesung der dreiteiligen Veranstaltung aus. Zusammen mit Thorsten Trelenberg lesen die Schrifteller am 07.11.2021 um 15 Uhr im Johannes- Buxtorfhaus (49174 Kamen, Perthesstraße). Gemeinsam mit den WiE-SchriftstellerInnen:

Foto: Stefanie Silber

Yirgalem Fissha Mebrahtu
Yirgalem ist eine von Eritreas prominentesten Dichterinnen, Journalistinnen und Schriftstellerinnen. Sie arbeitete seit 1990 mit sowohl staatlichen als auch privaten Medien zusammen, bis die eritreische Regierung im Jahr 2001 alle Privatzeitungen verbot. 2002 besuchte sie das Asmara Teacher Training Institut und arbeitete über fünf Jahre als Produzentin und Moderatorin bei Radio Bana. 2009 wurde sie verhaftet und sechs Jahre lang in einem Militärgefängnis inhaftiert, ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt. Man warf ihr unter anderem vor, die Ermordung des eritreischen Präsidenten geplant zu haben. Sie war schweren Misshandlungen ausgesetzt, was zu wiederholten Krankenhausaufenthalten führte. Erst 2015 wurde sie aus der Haft entlassen. Drei Jahre später floh sie nach Uganda. Dort veröffentlichte sie Gedichte undTexte, darunter eine Zusammenfassung ihrer Erfahrungen im Gefängnis. 2019 erhielt sie den Preis für Meinungsfreiheit von PEN Eritrea. Im Herbst 2018 publizierte Yirgalem die vierteilige Serie „Wie überlebt ein Mensch in der Gefangenschaft?“ über ihre Gefangenschaft in Eritrea.

Der kurdische Schriftsteller, Forscher und Übersetzer Sajjad Jahan Fard, der mit kurdischem Namen Jiyar Kirmanshani heißt, wurde 1985 im Dorf Niyan, in der ostkurdischen Provinz Kermanshah (Iran), geboren. Portraits der Writers-in-Exile-Stipendiaten am 28.4.2018 im Hotelzimmer 250 des Romantikhotel Gebhards im Rahmen der PEN-Jahrestagung 2018 vom 26. bis 29.4.2018 in Göttingen. Foto: Stefanie Silber

Sajjad Jahan Fard (Foto: © Stefanie Silber)

Sajjad Jahan Fard
Der kurdische Schriftsteller wurde 1985 im Dorf Nyan (Iran) geboren. Wegen seines Engagements für die kurdische Sprache und Kultur verwies man ihn des Gymnasiums.
Daraufhin vertiefte er seine schriftstellerische Tätigkeit und verfasste über zwölf Bücher in verschiedenen kurdischen Dialekten. Sein Abitur konnte er später in einer anderen Provinz nachholen. Da der Autor in seiner kurdischen Muttersprache schreibt und forscht, ist er im Iran ständiger Verfolgung ausgesetzt. 2011 wurde er von der iranischen Regierung für drei Monate festgenommen und des „Handelns gegen die nationale Sicherheit“ für schuldig erklärt. Als er 2017 auf Einladung seines Verlegers in der Türkei war, um seine Bücher vorzustellen, wurde er, als er in der nordkurdischen Stadt Mardin Fotos machte, wegen angeblicher „Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung“ inhaftiert. 2018 kam er als Stipendiat des Writers-in-Exile-Programms des deutschen PEN nach Deutschland.

Die Veranstaltungen werden durch Fördermittel der „ Neustart Kultur“ unterstützt.

13.10.2021, 19 Uhr – Anzhelina Polonskaja und Kholoud Charaf im Gespräch in Regensburg

Ein Leben im Exil – der Verlust der Heimat – die Erfahrung von Fremde. Wie erleben zwei preisgekrönte, engagierte Lyrikerinnen diesen existentiellen Umbruch? Was bedeutet das Exil für ihr Leben, Denken, Schreiben?
Beide Dichterinnen sind seit Herbst 2020 Stipendiatinnen des Writers-in-Exile-Programms des deutschen PEN-Zentrums.

Anzhelina Polonskaya
© Oliver Lückmann

Anzhelina Polonskaja, Lyrikerin, Übersetzerin, ehemals Lehrerin und Eistänzerin, wurde 1969 in der Nähe von Moskau geboren. Ihre Gedichte wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und mit internationalen Preisen ausgezeichnet. Aufgrund regierungskritischer Interviews und Veröffentlichungen (u.a. einem Libretto zum Untergang des U-Boots „Kursk“) war sie zunehmend der Bedrohung durch Polizei und Regierung ausgesetzt, es folgten Einbrüche in ihre Wohnung, Beschlagnahmung von Computer und Textmaterial, Verbot jeglicher literarischer Aktivität. Nach Schreibstipendien in den USA und Europa lebt Polonskaja seit 2020 in Dortmund. Vor kurzem erschien ihr Gedichtband „Unvollendete Musik“ im Leipziger Literaturverlag (2020).

Kholoud Charaf (© Oliver Lückmann)

Die Dichterin und Publizistin Kholoud Charaf wurde 1981 in Al-Mojaimr in Südsyrien geboren. Sie machte eine medizinische Ausbildung und studierte Arabische Literaturwissenschaften. 2013 leitete sie die medizinische Abteilung auf der Frauenstation des Hochsicherheitsgefängnisses von As-Suwayda. Als einzige zivile Angestellte und Zeugin der systematischen Missachtung der Menschenrechte der Gefangenen stand sie zunehmend unter Druck und Bedrohung von Polizei und Gefängnispersonal. Die überlebensnotwendige Selbstzensur der Schriftstellerin, die ständige Bedrohung durch den Bürgerkrieg und das Stigma als geschiedene Frau in der syrischen Gesellschaft führten zur Entscheidung, Syrien zu verlassen. In ihrem Gedichtband „The Remains of the Butterfly“ setzt sich Charaf mit dem Krieg in Syrien auseinander. Zur Zeit arbeitet sie an Prosatexten, in denen sie die Gräueltaten in ihrer Heimat literarisch verarbeitet. Sie hat bisher vier Bücher veröffentlicht, ihre Gedichte wurden in zehn Sprachen übersetzt.

Die Moderation und die Lesung der Texte auf Deutsch übernimmt Barbara Krohn Mitglied des PEN-Präsidiums).

Dies ist die zweite Veranstaltung der in Kooperation mit dem ebw Regensburg organisierten Reihe von Lesungen mit SchriftstellerInnen des Writers-in-Exile-Programms des deutschen PEN.

Bitte hier anmelden wegen der Anzahl an Plätzen und Covid-Bedingungen.

PEN-Exilprogramm fasst Fuß im Ruhrgebiet

Pressemitteilung, Darmstadt, 08. September 2020. Die verfolgte syrische Dichterin Kholoud Charaf ist am 28. August in ihrem sicheren neuen Zuhause in Kamen bei Dortmund angekommen. Auch die russische Lyrikerin Anzhelina Polonskaya kann am 18. September nach monatelanger, coronabedingter Verzögerung ihr neues Quartier in Dortmund beziehen. Mit diesen beiden verfolgten Schriftstellerinnen hat das Writers-in-Exile-Programm des PEN-Zentrums im Ruhrgebiet Fuß gefasst. Gegenwärtig bietet es verfolgten Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichsten Ländern eine sichere Unterkunft.

In mehr als zwanzig Jahren konnte mit diesem Programm bisher 60 Autorinnen und Autoren ein sicherer Lebens- und Arbeitsraum geboten werden. Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Monika Grütters, fördert die WiE-Arbeit vollständig mit umfangreichen Mitteln. Im Ruhrgebiet sollen die beiden geflüchteten Schriftstellerinnen Ruhe und Konzentration finden, um wieder ihrem Beruf, dem Schreiben, nachgehen zu können.

Bis zu drei Jahre stellt das deutsche PEN-Zentrum verfolgten Autorinnen und Autoren eine möblierte Wohnung zur Verfügung, dazu ein monatliches Stipendium. Die Kolleginnen und Kollegen vom deutschen PEN bringen sie in Kontakt mit Redakteurinnen und Verlegern in ihrer Umgebung.

Kholoud Charaf (© Oliver Lückmann)

„Das Ruhrgebiet ist ein denkbar gut geeigneter Ort für die beiden verfolgten Autorinnen“, betont PEN-Generalsekretär Heinrich Peuckmann, der selbst in Kamen wohnt. „Hier leben traditionell Menschen aus unterschiedlichsten Regionen weitgehend friedlich nebeneinander. Unsere Stipendiatinnen werden sich hier wohl fühlen.“

Kholoud Charaf ist Dichterin, Kunstkritikerin und Publizistin. In Syrien war sie von Zensur bedroht, ihre Situation wurde auch für sie persönlich immer gefährlicher. Als Aktivistin setzte sie sich insbesondere für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Frauen und Kindern in ihrem vom Bürgerkrieg zerrütteten Land ein. Seit September 2020 ist sie nun Stipendiatin des Writers-in-Exile-Programms.

Angelina Polonskaja (© privat)

Anzhelina Polonskaya ist eine russische Dichterin und Librettistin. Sie beschäftigte sich in literarischen Texten mit dem umstrittenen Fall des im Jahr 2000 gesunkenen U-Boots „Kursk“, bei dem 118 Menschen starben. Seitdem und wegen ihrer regierungskritischen Äußerungen wurde Anzhelina Polonskaya bedroht und mit einem Schreibverbot von der russischen Regierung belegt. Ab Ende September wird sie als Stipendiatin des PEN-Zentrums in Dortmund leben.

Für das PEN-Zentrum Deutschland

Leander Sukov

Vizepräsident und Writers-in-Exile-Beauftragter

 

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Pressekontakt:

Susann Franke

PEN-Zentrum Deutschland e.V., Kasinostr. 3, 64293 Darmstadt
Tel.: 06151/62 708 26; Fax.: 06151/293414
E-Mail: s.franke [at] pen-deutschland [dot] de

Das deutsche PEN-Zentrum ist mit seinem Geschäftssitz in Darmstadt eine von weltweit über 150 Schriftstellervereinigungen, die im PEN International zusammengeschlossen sind. PEN steht für Poets, Essayists, Novelists. Die ursprünglich 1921 in England gegründete Vereinigung hat sich als Anwalt des freien Wortes etabliert und gilt als Stimme verfolgter und unterdrückter Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Der deutsche PEN begleitet mit Initiativen und Veranstaltungen das literarische Leben in der Bundesrepublik. Er bezieht Stellung, wenn er die Meinungsfreiheit, gleich wo, in Gefahr sieht. Er mischt sich ein, wenn im gesellschaftlichen Bereich gegen den Geist seiner Charta verstoßen wird.