
Foto: Roland Baege
Der palästinensische Soziologe, Journalist und Autor Abbad Yahya wurde 1988 in Ramallah geboren. Er studierte Journalismus (Print und TV, 2009, Bachelor) und Soziologie (2013, Master) an der Birzeit Universität in Ramallah. Als Journalist, Moderator, politisch-kultureller Korrespondent und Redakteur arbeitete er für verschiedene Radiosender und Zeitungen, schrieb etwa eine Kolumne für Al-Araby Al-Jadeed. Seit 2015 ist er Chefredakteur der Ultra Sawt Agency mit Sitz in Ramallah. Daneben veröffentlichte er vier Romane. Im März 2017 war er einer von sieben Promotionsstipendiaten an der Birzeit Universität in Ramallah.
Nach Veröffentlichung seines vierten Kriminalromans „Crime in Ramallah“ wurde er im Februar 2017 auf die Fahndungsliste der palästinensischen Polizei gesetzt. Einer Festnahme entging Yahya rein zufällig, weil er sich gerade zu dem Zeitpunkt in Doha/Katar aufhielt. In dem Buch thematisiert er gesellschaftliche Tabus wie religiösen Extremismus und Fanatismus sowie Homosexualität. Der palästinensische Generalstaatsanwalt von der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), Ahmad Barak, bezeichnete die Inhalte des Romans als „unanständige Texte und Begriffe, die gegen Moral und Anstand verstoßen und so der Öffentlichkeit und insbesondere Minderjährigen schaden“. Daraufhin wurde das Buch in Buchhandlungen und Bibliotheken im ganzen Land von der Polizei konfisziert. Zudem wurde der Herausgeber des Buches 24 Stunden lang von der Polizei festgehalten.
Yahya, der nicht mit einer solchen Reaktion gerechnet hatte, droht im Falle einer Rückkehr in sein Heimatland ebenfalls eine Inhaftierung. Unterstützung erhält er sowohl vom palästinensischen Kulturminister Ehab Bseisso also auch 99 palästinensischen Schriftstellern, Akademikern und Forschern, die gemeinsam eine Petition für die Aufhebung des Verbots sowie des Haftbefehls gegen Yahya unterzeichneten. Allerdings gab es auch Kritik aus dem Literaturbetrieb, unter anderem von Murad Sudani, dem Leiter des palästinensischen Autorenverbands. Ebenso auf Facebook erfährt Yahya auch Anfeindungen, mitunter auch Morddrohungen, die sich sowohl gegen ihn als auch seine Familie richten.
Von April bis Juli 2017 war er Stipendiat im Writers-in-Exile Programm des PEN.