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Sihem Bensedrine wurde 1950 in Tunis geboren. Ende der 70er Jahre begann sie sich für die Menschenrechte zu engagieren, Anfang der 80er Jahre gehörte sie zu den führenden Persönlichkeiten der tunesischen Frauenbewegung. Von 1985 bis 1994 war sie Vorstandsmitglied der Tunesischen Liga für Menschenrechte. Ende der 90er Jahre gründete sie gemeinsam mit anderen Menschenrechtlern den Nationalen Rat für die Freiheit in Tunesien. Als Galionsfigur des Widerstands gegen die Diktatur Ben Alis war sie vielfältigen Repressionen ausgesetzt. 2001 wurde sie nach Publikationen über Korruption und Folter inhaftiert. 2002 erhielt sie den Johann-Philipp-Palm-Preis für Meinungs- und Pressefreiheit. Nach einem Gaststipendium der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte lebte sie von Januar 2006 bis Dezember 2007 als Stipendiatin des Writers-in-Exile Programms des PEN in Hamburg. Sie ist Herausgeberin der Online-Zeitung Kalimatunisie (Das Wort Tunesiens), hält Vorträge vor dem EU-Parlament, hilft bei der Ausbildung von Journalisten im Irak und schreibt Bücher über Europa, Tunesien und Irak. 2005 erschien auf Deutsch das gemeinsam mit ihrem Mann verfasste Buch Despoten vor Europas Haustür. Warum der Sicherheitswahn den Extremismus schürt. Nach ihrem Aufenthalt in Hamburg erhielt sie ein Writers-in-Exile-Stipendium der Stadt Graz und lebte dann ab Februar 2010 in Barcelona. Nach der Tunesischen Revolution Anfang 2011 verließ sie ihr Exil und kehrte nach Tunesien zurück, um dort beim Aufbau eines demokratischen Staates mitzuwirken. Im Herbst 2011 erhielt sie den Ibn Rushd Preis für freies Denken, der für Verdienste um die Demokratie und Meinungsfreiheit in der islamischen Welt vergeben wird. Im Februar 2012 erschien im Leykam Verlag ihr neues Buch Der USB-Stick – eine Dokumentation ihrer Reisen, Aktivitäten, Vorwürfe, Ängste und Hoffnungen. Heute ist sie Präsidentin der Wahrheitskomission in Tunesien, die seit 2013 daran arbeitet, die während der Diktatur Ben Alis begangenen Verbrechen und Menschenrechtsverletzungen aufzudecken und den Opfern eine Stimme zu geben.