Fethiye Çetin

Fethiye Çetin wurde 1948 in der Türkei geboren. Sie wuchs in Maden in der Provinz Elazig im Osten der Türkei auf und studierte an der Universität Ankara Rechtswissenschaften. Nach dem Militärputsch von 1980 wurde sie verhaftet und nach dem berüchtigten § 141 (Verletzung des Nationalgefühls) zu drei Jahren Haft verurteilt. 1991 wurde dieser Paragraph abgeschafft, das Urteil wurde aufgehoben. Als Rechtsanwältin und Aktivistin ist Çetin seit dreißig Jahren eine engagierte Anwältin der Menschenrechte, der Rechte von Minderheiten sowie des Rechts auf freie Meinungsäußerung. So war sie auch Verteidigerin des bekannten armenisch-türkischen Journalisten Hrant Dink, der am 19. Januar 2007 auf offener Straße ermordet wurde – das PEN-Zentrum Deutschland ehrte die von ihm herausgegebene Zeitschrift AGOS 2007 mit dem Hermann-Kesten-Preis. Seit Dinks Tod ist sie die maßgebliche juristische Vertreterin im Verfahren um seine Ermordung, außerdem vertritt sie Dinks Familie und die Zeitschrift AGOS auch weiterhin vor den türkischen Gerichten und vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und ist Justitiarin der Hrant Dink Stiftung. Çetin ist überdies Verfasserin zweier Bücher über die Islamisierung der Armenier und ein häufiger Gast sowohl in Fernseh-Talkshows innerhalb und außerhalb der Türkei als auch auf vielen Konferenzen und eine gefragte Interviewpartnerin für die nationale und internationale Presse. In der Öffentlichkeit ist sie gewissermaßen das Gesicht des Prozesses um die Ermordung Hrant Dinks. Das macht sie zum Hassobjekt für jene ultranationalistischen Kräfte, die diesen Mord in Auftrag gaben. Sie erhielt zahllose Morddrohungen und stand seit Herbst 2011 in der Türkei unter massivem Polizeischutz. Dennoch haben ihre Freunde ihr geraten, angesichts der zunehmenden Gefährdung ihres Lebens zumindest für einige Zeit ins Ausland zu gehen. Von Februar 2012 bis Januar 2013 war sie Stipendiatin des Writers-in-Exile Programms des PEN und lebte in Berlin. Im Anschluss kehrte sie zurück in die Türkei. 2017 erschien ein Text von Çetin in der PEN-Anthologie Zuflucht in Deutschland. Texte verfolgter Autoren.

Zaza Burchuladze

Zaza Burchuladze wurde 1973 in Tiflis geboren und beschreibt sich selbst als zeitgenössischen postmodernen Autor. Bevor er als Schriftsteller und Übersetzer arbeitete, studierte er Malerei an der staatlichen Kunstakademie Tiflis. Er ist Verfasser mehrerer Romane, Essaysammlungen und Kurzgeschichten. Als freier Journalist schrieb er Beiträge für Radio Free Europe/Radio Liberty. Er übersetzte russische Literatur von Dostojewski, Kharms und Sorokin ins Georgische und lehrte am kaukasischen Medien-Institut Literatur und zeitgenössische Kunst. Seine Erzählungen schockierten das Publikum, seine provozierenden Themen und sein experimenteller Schreibstil führten dazu, dass er lange Zeit von den Kritikern seines Landes mit Nichtachtung gestraft wurde. Trotzdem gehört er seit der Veröffentlichung seiner Romane zu den bedeutendsten Schriftstellern der postsowjetischen Ära in Georgien. Mehrere seiner Werke wurden ins Russische, Polnische, Rumänische, Englische und Französische übersetzt, der Roman Adibas erschien im Herbst 2015 auf Deutsch. Inflatable Angel wurde 2011 als bester georgischer Roman ausgezeichnet. In seinen Romanen greift Zaza Burchuladze immer wieder Themen auf, die in seinem Land als Tabus gelten: Texte über politischen Konformismus, Geschichten über Gewalt und Brutalität, weltanschauliche und religiöse Themen und Sexualität. Zusammen mit seinen intellektuellen Freunden stand er immer wieder in der ersten Reihe verschiedener Protestgruppen und lieferte sich harte Wortgefechte mit Zeitungs- und Fernsehjournalisten in der Öffentlichkeit. Wiederholt wurde er in seiner stark religiös geprägten Heimat wegen seiner öffentlich vorgetragenen verbalen Provokationen verfolgt, vehement bedroht und schließlich auf offener Straße niedergeschlagen. Trotz der Anzeige von rund 100 Kollegen wurde bis heute nichts zur Ergreifung des Täters unternommen. Auch der Aufruf des georgischen PEN, dass die Hauptfiguren eines Romans nicht mit dem Autor selbst zu verwechseln sind, blieb erfolglos. Von Januar 2014, nach einem Jahr als Gast im Böll-Haus Langenbroich, bis Januar 2017 war Zaza Burchuladze Writers-in-Exile Stipendiat des PEN. Im Frühjahr 2017 erschien sein Roman Touristenfrühstück, für den er 2018 mit dem Brücke-Berlin-Preis ausgezeichnet wurde. Mitte September 2018 ist sein Roman Der aufblasbare Engel, die deutsche Übersetzung von Inflatable Angel, im Aufbau-Verlag erschienen.

Abderrahmane Bouguermouh

Abderrahmane Bouguermouh wurde 1936 in Izger Amokrane in Algerien geboren. Er studierte am Pariser Filminstitut und arbeitete von 1962 bis 1963 als Filmregisseur bei der Produktionsfirma R.T. Française. Seine Haltung zu den Berbern brachte ihm Schwierigkeiten mit den staatlichen Stellen in Algerien ein und führte zu seinem Ausschluss aus dem nationalen Film-Zentrum, dessen Mitbegründer er war. Ärger bekam er auch wegen der Realisierung eines Filmprojekts in der Sprache der Berber (1965); die Ausstrahlung des Films wurde verboten. In der Folge wurde Bouguermouh vom allgemeinen Überwachungsdienst beschattet, sein Telefon wurde abgehört. Zwischen 1968 und 1980 war er nicht nur von jeglicher geistig-kreativer Arbeit ausgeschlossen, sondern konnte auch nichts veröffentlichen. Da er keine Ausreisegenehmigung erhielt, dokumentierte er alles, was ihm widerfuhr – es entstand die Idee zu einem Roman. In den folgenden Jahren nahmen die Unruhen im Land zu. Zwar konnte er trotz großer Schwierigkeiten verschiedene Filmprojekte realisieren, doch nachdem er 1997 einen Berberfilm gedreht hatte, wurde er von den Fundamentalisten zum Tode verurteilt und entging nur knapp einem Attentat. 1998 erhielt er von der Heinrich-Böll-Stiftung ein einjähriges Arbeitsstipendium für das Heinrich-Böll-Haus, Langenbroich. Danach wurde ihm im Rahmen des Städte-der-Zuflucht-Programms bis August 2002 ein Stipendium in Graz gewährt, wo auch sein in Paris verlegter Roman Eclipse  entstand. Von September 2002 bis September 2003 war Abderrahmane Bouguermouh Stipendiat im Writers-in-Exile Programm des PEN. 2009 erschien sein Roman Anza. Am Ende kehrte Abderrahmane Bouguermouh nach Algerien zurück, wo er am 3.2.2013 verstarb.

Aleksei Bobrovnikov

Der ukrainische Autor und investigative Journalist Aleksei Bobrovnikov entlarvte durch seine Recherchen Verbindungen zwischen einem Schmugglerring und dem ukrainischen Militär. Daraufhin erhielt er öffentlich Todesdrohungen und sah sich gezwungen, seine Heimat zu verlassen.
Der Print- und Fernsehjournalist Aleksei Bobrovnikov wurde 1979 in der Ukraine geboren. In zahlreichen Verlagen veröffentlichte er seine Bücher und Kurzgeschichten in ukrainischen Wochenmagazinen. Sein jüngstes Buch The Edges of Georgia erschien beim ukrainischen Verlag  Kharkiv, der dem Bertelsmann Verlag untersteht. Zudem hat er als Drehbuchautor gearbeitet, unter anderem für den Dokumentarfilm „Katyn: Letters from Paradise“, der in Polen und der Ukraine große Beachtung fand.
Die seit 2014 umkämpfte Region Donbas war seit dem Austritt der Ukraine aus der UdSSR stets ein Tummelplatz für Schmuggler, Geldwäscher und das grenzübergreifende organisierte Verbrechen. Um den Schmuggel mit Waffen, Tabak, Treibstoff, Hilfsgütern, Gold und anderem nach Russland und in die Ukraine zu unterbinden, rief Kiew eine spezielle Fahndertruppe ins Leben. Der Chef und einige Mitglieder dieser Einheit sowie diverse Strippenzieher unter den Schmugglern und ihren politischen Hintermännern sind seitdem ums Leben gekommen. Seit Anfang 2014 berichtete Bobrovnikov über die Majdan-Proteste in Kiew und hat seit 2015 über Schmugglerrouten im umkämpften ostukrainischen Donbas recherchiert. Im Verlauf seiner Recherche war er auf Verwicklungen der 92. Brigade, einer ukrainischen Eliteeinheit, unter anderem in Schmuggelgeschäfte mit russischen Militärs und Separatisten gestoßen. Aufgrund seiner Recherchen erhielt er mehrfach Drohungen, sogar vor laufender Kamera. Auch das Militär fordert öffentlich
seinen Tod, so schreibt der Offizier Leonid M. auf Facebook: „Sie müssen sterben. Und zwar schneller als sie glauben.“ Sein wichtigster Zeuge, ein Fahnder des ukrainischen Geheimdienstes, der den Schmuggel dokumentierte, wurde in einem von der 92. Brigade kontrollierten Gebiet ermordet.
Seine Recherche-Ergebnisse gegen Mitglieder der 92. Brigade wurden von derMilitärstaatsanwaltschaft in Kiew nie ausgewertet. Stattdessen wurden die Ermittlungen gegen alle Verdächtigen im vergangenen Oktober überraschend eingestellt, teilte die Hamburger Stiftung für
politisch Verfolgte mit. Bobrovnikov arbeitete damals für den Sender 1+1, der einem Oligarchen gehört. Seine Radaktion setzte ihn immer stärker unter Druck und drängte ihn, seine Recherchen einzustellen. Im Juni 2016 musste er schließlich kündigen. Selbst als er mehrere Monate in der
Westukraine untertauchte, erhielt er weiterhin Drohungen. Im September 2016 wurde Bobrovnikov vor einem Mordplan des ukrainischen Militärdienstes gewarnt und verließ das Land fluchtartig.

Von Januar 2017 bis Februar 2018 war er Gast der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte. Derzeit arbeitet er an einem Buch über den Schmuggel in der Ostukraine. Er war von 2018 bis 2021 Stipendiat des Writers-in-Exile Programms des deutschen PEN.

Bedeutungslose Daten

Bedeutungslose Daten
erinnern dich an
die Bedeutung.
Die Macht der Null
dieser Grundbegriff der Mathematik
das Ding, das zum Aufstieg und zum Untergang von Reichen führte
lange vor dem Manhattan-Projekt —
diese Multiplikationskraft des Nichts
die einem die Geldbörse leer macht
den Kopf aber
auffallend
voll

Zhenia Berezhna

Zhenia Berezhna ist eine ukrainischeSchriftstellerin, Bloggerin, Coach für Kreatives Schreiben sowie Co-Autorin des ausgezeichneten Podcasts Ковен Дур. Mit ihren Märchen und Gleichnissen für Erwachsene und ihrem Kulturpodcast holt sie russischsprachige zeitgenössische Prosa aus einer Nische und macht sie einem breiten Publikum zugänglich, denn „wir alle lieben magische Geschichten, ihre Weisheit und ihr Licht, das sich selbst in der Dunkelheit der tiefsten Nacht seinen Weg bahnt“.

Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine kam Berenzhna im Juli 2022 als Stipendiatin ins Writers-in-Exile-Programm nach Deutschland. Hier arbeitet sie an einer autofiktionalen Novelle, die sich mit Krieg, dem Leben auf der Flucht und der Kunst beschäftigt.

Ihr neuer Podcast „(Not) About War“ erzählt die Geschichten Kreativer und Künstler, deren Leben und Wirken vom Krieg gegen die Ukraine beeinflusst, verändert oder gar zerstört wurde.

Sihem Bensedrine

Sihem Bensedrine wurde 1950 in Tunis geboren. Ende der 70er Jahre begann sie sich für die Menschenrechte zu engagieren, Anfang der 80er Jahre gehörte sie zu den führenden Persönlichkeiten der tunesischen Frauenbewegung. Von 1985 bis 1994 war sie Vorstandsmitglied der Tunesischen Liga für Menschenrechte. Ende der 90er Jahre gründete sie gemeinsam mit anderen Menschenrechtlern den Nationalen Rat für die Freiheit in Tunesien. Als Galionsfigur des Widerstands gegen die Diktatur Ben Alis war sie vielfältigen Repressionen ausgesetzt. 2001 wurde sie nach Publikationen über Korruption und Folter inhaftiert. 2002 erhielt sie den Johann-Philipp-Palm-Preis für Meinungs- und Pressefreiheit. Nach einem Gaststipendium der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte lebte sie von Januar 2006 bis Dezember 2007 als Stipendiatin des Writers-in-Exile Programms des PEN in Hamburg. Sie ist Herausgeberin der Online-Zeitung Kalimatunisie (Das Wort Tunesiens), hält Vorträge vor dem EU-Parlament, hilft bei der Ausbildung von Journalisten im Irak und schreibt Bücher über Europa, Tunesien und Irak. 2005 erschien auf Deutsch das gemeinsam mit ihrem Mann verfasste Buch Despoten vor Europas Haustür. Warum der Sicherheitswahn den Extremismus schürt. Nach ihrem Aufenthalt in Hamburg erhielt sie ein Writers-in-Exile-Stipendium der Stadt Graz und lebte dann ab Februar 2010 in Barcelona. Nach der Tunesischen Revolution Anfang 2011 verließ sie ihr Exil und kehrte nach Tunesien zurück, um dort beim Aufbau eines demokratischen Staates mitzuwirken. Im Herbst 2011 erhielt sie den Ibn Rushd Preis für freies Denken, der für Verdienste um die Demokratie und Meinungsfreiheit in der islamischen Welt vergeben wird. Im Februar 2012 erschien im Leykam Verlag ihr neues Buch Der USB-Stick – eine Dokumentation ihrer Reisen, Aktivitäten, Vorwürfe, Ängste und Hoffnungen. Heute ist sie Präsidentin der Wahrheitskomission in Tunesien, die seit 2013 daran arbeitet, die während der Diktatur Ben Alis begangenen Verbrechen und Menschenrechtsverletzungen aufzudecken und den Opfern eine Stimme zu geben.

Sanath Balasooriya

Sanath Balasooriya wurde 1970 in Sri Lanka geboren. Spätestens im Jahr 1991, als er Redakteur des Daily Lankadeepa, einer Tageszeitung in singhalesischer Sprache, wurde, begann sein Leben als Journalist. In den 20 darauf folgenden Jahren machte er viele Erfahrungen u.a. als Redakteur und Mitherausgeber des Sunday Lankadeepa und als Redakteur und Lektor der Dinamina. Sein Studium der Mass Communication and Writership schloss Sanath Balasooriya 1999 an der Universität Jayewardenepura als einer der Besten seines Jahrganges ab. Sechs Jahre nach Abschluss seines Studiums übernahm er den Vorsitz der Dinamina und wurde Mitherausgeber. 2005 wurde er zum Präsidenten der Sri Lanka Working Journalists Association gewählt, der größten journalistischen Organisation Sri Lankas. 2007 wurde er wiedergewählt und im selben Jahr zum Mitglied des Vorstands des Sri Lanka Press Institute ernannt. Zusammen mit anderen Journalisten ging Sanath Balasooriya mit zahlreichen Protesten gegen die Verletzung der Rechte von Journalisten an die Öffentlichkeit. Einer der entscheidenden Proteste, die er organisierte, richtete sich gegen den Übergriff der Behörden Sri Lankas auf eine Redaktion. Darauf folgten mehrere Morddrohungen, weshalb er sich zunächst im Landesinneren verstecken musste. Nachdem er 2009 sein Heimatland verlassen und nach Südindien fliehen musste, wurde er als Gast der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte nach Deutschland eingeladen, wo er bis Dezember 2010 am Programm der Stiftung teilnahm. Er war von Januar 2011 bis Ende Dezember 2013 Elsbeth-Wolffheim-Stipendiat der Stadt Darmstadt. Er arbeitet weiterhin als Journalist, Autor und Übersetzer und lebt mit seiner Frau Devika Wadigamangawa in Darmstadt. Im März 2017 erscheint ein Text von ihm in der PEN-Anthologie Zuflucht in Deutschland. Texte verfolgter Autoren (S. Fischer).

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Alhierd Bacharevič

Alhierd Bacharevič wurde am 1975 in Minsk geboren. Er studierte weißrussische Philologie und Pädagogik an der Maxim-Tank-Hochschule und arbeitete anschließend als Lehrer und Journalist. Gedichte und Erzählungen wurden seit 1992 in kleineren Zeitschriften und Zeitungen publiziert, nicht aber in den wichtigen staatlichen weißrussischen Zeitungen. So war es für Bacharevič ein großer Erfolg, dass er mit seinem ersten Buch Praktyčny dapamožnik pa rujnavańni haradoū  (Praktisches Hilfswerk zur Zerstörung der Städte) den einzigen unabhängigen belarussischen Literaturpreis Hliniany Viales für das beste Buch des Jahres 2002 gewinnen konnte. Sein zweiter Prosaband Naturalnaja afarboūka (Die natürliche Färbung) zählte nach einer Umfrage der Zeitung Naša niva zu den besten Büchern des Jahres 2003 in Weißrussland. 2006 konnte er sein Buch Nijakaj litaści Valancinie H.  (Keine Gnade für Valentina H.) in einem unabhängigen Verlag veröffentlichen, 2007 erschien der Roman Praklatyja hości stalicy  (Die verdammten Gäste der Hauptstadt). Auch seine anderen Bücher wurden in diesem Verlag publiziert. Einige Erzählungen und Gedichte sind ins Deutsche, ins Tschechische, Ukrainische, Polnische, Bulgarische und Slowenische übersetzt worden. Gemeinsam mit dem Goethe-Institut Minsk arbeitete er an der ersten Übersetzung von Hans Magnus Enzensberger ins Weißrussische, daneben übersetzte er moderne deutsche Lyrik sowie die Märchen der Gebrüder Grimm. Er ist Mitglied im oppositionellen Schriftstellerverband seines Heimatlandes. In Weißrussland unterlag er der Zensur und der Isolation. Nach einem Aufenthalt bei der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte war er von Februar 2008 bis Januar 2011 Writers-in-Exile-Stipendiat des PEN in Hamburg. Im Herbst 2010 erschien sein Buch Die Elster auf dem Galgen  im Leipziger Literaturverlag. 2013 kehrte Alhierd Bacharevič zurück nach Minsk.

Humayun Azad

Humayun Azad wurde 1947 in Bangladesch geboren. Nach dem Linguistikstudium in Dhaka und Edinburgh, wo er promovierte, erhielt er 1986 eine ordentliche Professur für Bengalische Sprache an der Universität Dhaka. Seine Veröffentlichungen umfassen rund sechzig Werke, in denen er sich für die Rechte der Frauen, für Menschenrechte und gegen religiösen Fundamentalismus einsetzte. Sein Buch Gelobt sei das Heilige Land, über kollaborierende religiöse Gruppen in Bangladesch während des Unabhängigkeitskrieges 1971 verstanden islamistische Kreise als verdeckte Kritik an ihren eigenen Aktivitäten. Der Drohung eines islamischen Führers und Parlamentsabgeordneten, dass er „schwerwiegende Konsequenzen“ zu erwarten habe, folgten Taten. 2004 wurde er durch Messerstiche schwer verletzt, sein Sohn wurde entführt, die Familie erhielt Morddrohungen. Am 28. Juli wandte sich Amnesty International mit einer Urgent Action an die Öffentlichkeit, woraufhin Humayun Azad am 8. August 2004 in das Writers-in-Exile Programm des PEN aufgenommen wurde. Am 12. August 2004, nur wenige Tage nach seiner Ankunft in seinem Münchner Exil, starb Humayun Azad an einem Herzinfarkt.

Jorge Luis Arzola

Jorge Luis Arzola wurde 1966 in der kubanischen Kleinstadt Jatibonico geboren. Im Alter von fünf Jahren zog seine Familie in ein Dorf im Zentrum der Insel, das Anfang der sechziger Jahre auf Anordnung Fidel Castros erbaut worden war. Dort absolvierte er die Grundschule. Mit dreizehn kam er auf eine der sogenannten Dorfschulen, die von der Revolution gefördert wurden. Die dort herrschende strenge, fast militärische Disziplin konnte er nicht ertragen – er lehnte sich dagegen auf und brach noch vor Abschluss der Sekundarstufe die Schule ab. Die Folge waren familiäre Spannungen, besonders mit dem Vater, der Mitglied der Kommunistischen Partei war. In der zweiten Hälfte der 80er Jahre erlebte Kuba eine gewisse Lockerung der ideologischen Spannungen. Jorge Arzola nahm an Zusammenkünften junger Schriftsteller sowie an nationalen Schreibwerkstätten teil, aus denen eine Gruppe moderner kubanischer Erzähler hervorging, die sogenannten Los Novísimos. Arzola lebte in all diesen Jahren in einer Kleinstadt im Inselinneren, immer unter Beobachtung des kubanischen Innenministeriums, das ihn wegen verbotener Äußerungen verfolgte. Anfang der 90er Jahre machte er das Abitur und studierte Englisch. Als Vertreter der Novísimos brach er mit den literarischen Traditionen der 70er Jahre. Auf Kuba erschienen von ihm zwei Erzählbände, El pájaro sin cabeza (1991) und Prisionero en el Círculo del Horizonte (1994). Seine Texte wurden in mehreren nationalen und internationalen Anthologien, Zeitungen und Zeitschriften publiziert. Im Jahr 2000 wurde er für seinen in Kuba veröffentlichten Erzählband La banda infinita mit dem iberoamerikanischen Alejo-Carpentier-Preis ausgezeichnet. Seinen ersten Roman Todos los Buitres, el Tigre, den er noch in Kuba begonnen hatte, musste er bereits in Deutschland fertig stellen, wohin er im August 2002 mit seiner Familie ausreisen konnte. Veröffentlicht wurde der Roman 2006 in Spanien. Von Oktober 2003 bis März 2006 war er Stipendiat des Writers-in-Exile Programms. In dieser Zeit entstand sein zweiter Roman Los huesos más blancos. Jorge Arzola lebt heute mit seiner Familie in Köln.