Jorge Luis Arzola wurde 1966 in der kubanischen Kleinstadt Jatibonico geboren. Im Alter von fünf Jahren zog seine Familie in ein Dorf im Zentrum der Insel, das Anfang der sechziger Jahre auf Anordnung Fidel Castros erbaut worden war. Dort absolvierte er die Grundschule. Mit dreizehn kam er auf eine der sogenannten Dorfschulen, die von der Revolution gefördert wurden. Die dort herrschende strenge, fast militärische Disziplin konnte er nicht ertragen – er lehnte sich dagegen auf und brach noch vor Abschluss der Sekundarstufe die Schule ab. Die Folge waren familiäre Spannungen, besonders mit dem Vater, der Mitglied der Kommunistischen Partei war. In der zweiten Hälfte der 80er Jahre erlebte Kuba eine gewisse Lockerung der ideologischen Spannungen. Jorge Arzola nahm an Zusammenkünften junger Schriftsteller sowie an nationalen Schreibwerkstätten teil, aus denen eine Gruppe moderner kubanischer Erzähler hervorging, die sogenannten Los Novísimos. Arzola lebte in all diesen Jahren in einer Kleinstadt im Inselinneren, immer unter Beobachtung des kubanischen Innenministeriums, das ihn wegen verbotener Äußerungen verfolgte. Anfang der 90er Jahre machte er das Abitur und studierte Englisch. Als Vertreter der Novísimos brach er mit den literarischen Traditionen der 70er Jahre. Auf Kuba erschienen von ihm zwei Erzählbände, El pájaro sin cabeza (1991) und Prisionero en el Círculo del Horizonte (1994). Seine Texte wurden in mehreren nationalen und internationalen Anthologien, Zeitungen und Zeitschriften publiziert. Im Jahr 2000 wurde er für seinen in Kuba veröffentlichten Erzählband La banda infinita mit dem iberoamerikanischen Alejo-Carpentier-Preis ausgezeichnet. Seinen ersten Roman Todos los Buitres, el Tigre, den er noch in Kuba begonnen hatte, musste er bereits in Deutschland fertig stellen, wohin er im August 2002 mit seiner Familie ausreisen konnte. Veröffentlicht wurde der Roman 2006 in Spanien. Von Oktober 2003 bis März 2006 war er Stipendiat des Writers-in-Exile Programms. In dieser Zeit entstand sein zweiter Roman Los huesos más blancos. Jorge Arzola lebt heute mit seiner Familie in Köln.
