Ein Film der Medienwerkstatt Franken mit aktuellen und ehemaligen Writers-in-Exile-Stipendiatinnen und -Stipendiaten des PEN Deutschland
In 36 Ländern weltweit ist journalistische Arbeit praktisch unmöglich. Laut Reporter ohne Grenzen ist die Lage der Pressefreiheit dort „sehr ernst“. Zensur, Gefängnis und sogar Morde drohen Medienschaffenden, die frei berichten wollen. Für ihren neuen Film hat die MEDIENWERKSTATT geflüchtete Journalist*innen, unter ihnen auch Autorinnen und Autoren, die im Writers-in-Exile-Programm Stipendiaten waren oder sind, in Nürnberg getroffen und mit ihnen auch über ihre Schwierigkeiten gesprochen, in deutschen Medien Fuß zu fassen. Wir freuen uns, wenn Sie darüber berichten!
Autorin: Judith Dauwalter
Auch in der Mediathek azurufen: www.medienwerkstatt-franken.de/mediathek
Die frühere Writers-in-Exile-Stipendiatin Şehbal Şenyurt Arınlı war die erste Kamerafrau der Türkei, engagierte sich für die Rechte von Minderheiten wie insbesondere Kurd*innen und stand deshalb vor Gericht. Der ehemalige Writers-in-Exile-Stipendiat Dejun Liu bloggte zu Menschenrechtsverletzungen und der Demokratiebewegung in China, wurde dafür mehrfach inhaftiert und gefoltert, aufgearbeitet auch in einem Film des Künstlers Ai Weiwei. Der kurdische Journalist Hemn Rahimi erlebte im Iran Zensur und Unterdrückung. Writers-in-Exile-Stipendiatin Nazli Karabıyıkoğlu deckte eine Kultur sexueller Übergriffe in der türkischen Literaturszene auf und lebte als queere Frau in ständiger Angst vor Gewalt. Yumn Ammar wuchs in Syrien und Tunesien auf, sie engagiert sich als Nachwuchsjournalistin dafür, dass geflüchtete und migrantische Medienschaffende in deutschen Redaktionen Fuß fassen können. Sie alle kamen nach Nürnberg.
Exil und Ankunft schaffen eine Zerrissenheit: Ihre Herkunft, Familie und der Wunsch, die Missstände in der alten Heimat zu verbessern auf der einen Seite. Und auf der andere Seite das neue Leben in Deutschland – Sprache, Bürokratie, Integration und das Bedürfnis zu berichten, die eigenen Expertisen einzubringen. Das schmerzhafte Gefühl unfreiwilliger Entwurzlung, das sie wütend macht, aber auch motiviert. Darüber berichten sie im Film “Entwurzelt – Exil und Ankunft im Journalismus”. Ihre Geschichten verdeutlichen: Vielfältiges Medienpersonal bereichert die mediale Berichterstattung, schafft exklusive und reale Einblicke, reduziert Vorurteile und erreicht breitere Schichten einer diversen Gesellschaft. Dieses Potenzial schöpfen die klassischen deutschen Medien noch nicht aus.
Der Dokumentarfilm von MEDIENWERKSTATT-Autorin Judith Dauwalter wurde gefördert von der „Nürnberger Partnerschaft für Demokratie“ im Bundesprogramm „Demokratie leben!“.