Pressemitteilung, Darmstadt, 12. Mai 2025. Mit großer Bestürzung hat das PEN-Zentrum Deutschland vom Tod der iranischen Schriftstellerin Shiva Aristoui erfahren. Die Autorin verstarb am 7. Mai 2025 im Alter von 64 Jahren. Medienberichte vermuten einen Suizid, eine offizielle Bestätigung liegt bisher nicht vor.
„Wenn eine Schriftstellerin stirbt, verabschiedet sich ein Stern aus dem Himmel“, erklärt Najem Wali, Vizepräsident des PEN-Zentrums Deutschland und Writers-in-Prison-Beauftragter. „Mit Shiva Aristoui verliert die iranische Literatur eine bedeutende, mutige Stimme und die Welt eine kluge Beobachterin menschlicher Wirklichkeit.“
Shiva Aristoui wurde 1961 in Teheran geboren. Sie war Romanautorin, Dichterin, Übersetzerin und langjährige Dozentin. Nach einem Studium der Gesundheitswissenschaften und einem Masterabschluss in englischer Übersetzung lehrte sie an mehreren Universitäten, unter anderem an der University of Arts in Teheran, und leitete über viele Jahre hinweg den bekannten „Vanka“-Workshop für Belletristik.
Ihr literarisches Werk ist vielfältig und reich an Perspektiven auf das Leben im Iran. Zu ihren Büchern zählen die Erzählbände „Ich kam zum Tee mit meiner Tochter“, „Mondlicht“, „Ich bin kein Mädchen“ sowie die Romane „Bibi Shahrzad“, „Opium“, „Als ich sie sah, wurde ich schön“, „Der Himmel ist nicht leer“, „Nina“, „Angst“ und „Aber verrückt“. Ihre Sammlung „Sunset of the Moon“ wurde 2003 mit dem Yalda Literary Award und dem Golshiri Award ausgezeichnet.
Als entschiedene Verteidigerin der Meinungsfreiheit gehörte sie zu den Unterzeichnern der bekannten 134er-Erklärung iranischer Autoren, die öffentlich gegen Zensur und für die Freiheit der Literatur protestierten. 2015 wurde ihr Buch „Ich, Simin und Mostafa“ auf der Teheraner Buchmesse trotz vorhandener Publikationsgenehmigung beschlagnahmt.
Shiva Aristoui ist als vom Regime zensierte Autorin immer im Iran geblieben. In Interviews sprach sie offen über die schwierige Situation von Schriftstellerinnen nach der Islamischen Revolution.
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