Das PEN-Zentrum Deutschland verfolgt mit größter Sorge die jüngsten Entwicklungen in Georgien. Im Zuge von pro-europäischen Kundgebungen wurde der bekannte georgische Autor Zviad Ratiani in Tiflis festgenommen und schwer misshandelt. Medizinische Untersuchungen ergaben, dass ihm bei den Übergriffen mehrere Rippen und die Nase gebrochen wurden. Trotz seiner Verletzungen steht ihm am 6.12.24 eine Gerichtsverhandlung bevor, deren Ausgang ungewiss ist (Stand 6.12.24; 13.30 MEZ).
Von 2018 bis 2022 lebte Ratiani im Rahmen des österreichischen Exil-Programms für verfolgte Autorinnen und Autoren in Graz und Wien.
Wir schließen uns dem untenstehenden Appell unserer Kolleginnen und Kollegen in Österreich an, beobachten die weitere Entwicklung mit größter Aufmerksamkeit und fordern die georgischen Behörden auf, die Umstände der Misshandlungen vollinhaltlich und transparent aufzuklären.
Dringend gebotene Unterstützung von Zviad Ratiani
Writer in Exile in Graz und in Wien ab 2018 bis 2022
Wir sind im höchsten Ausmaß alarmiert. Der bekannte georgische Dichter Zviad Ratiani, der als verfolgter Autor 2018 ins europäische Writers in Exile-Programm aufgenommen wurde und von September 2018 bis Dezember 2019 als Writer in Exile Gast der Kulturvermittlung Steiermark und ab Jänner 2020 bis Juni 2022 Gast der IG Autorinnen Autoren und der Stadt Wien war, wurde bei den pro-europäischen Demonstrationen in Georgien verhaftet, krankenhausreif geschlagen und in einer Zelle einen Tag und zwei Nächte isoliert.
Ein von einer Drohne aufgenommener Film zeigt wie Zviad Ratiani von einer riesigen Zahl von vermummten Sicherheitskräften abgesondert, geschlagen und getreten wird. Zviad Ratiani ist für das Tragen seiner orangen Jacke sehr bekannt und so auch hier gut erkennbar.
Gestern wurde Zviad Ratiani mit dem Krankenwagen in die Klinik gebracht. Die Untersuchung (CT, MRT) hat ergeben, es wurden ihm keine inneren Verletzungen zugefügt, aber einige Rippen und die Nase gebrochen. Die Nacht auf heute verbrachte er für weitere Beobachtungen in der Klinik. Heute Nachmittag um 17:30 ist eine Gerichtsverhandlung gegen ihn vorgesehen, an der er trotz Sprechschwierigkeiten wegen seiner Verletzungen persönlich teilnehmen will. Der Ausgang der Gerichtsverhandlung ist nicht abzuschätzen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass er ins Gefängnis muss. Der Vorwurf gegen ihn lautet: Gewalttätigkeit. Der Film beweist, dass das nicht der Fall war.
Zviad Ratiani war schon früher, in noch weniger unsicheren Zeiten, in Georgien ein Angriffsziel nationalistischer Kräfte, ab 2017 war sein Leben bei einem weiteren Aufenthalt in Georgien ernsthaft in Gefahr. Er konnte durch die Aufnahme in das Writers in Exile-Programm mit Aufenthalten in Berlin, in Graz und in Wien dem Zugriff von weiteren Verfolgungen entzogen werden. Nach Ablauf dieser Aufenthalte wollte er wieder zurück nach Georgien, wo er auch jetzt bleiben will, an der Seite der georgischen pro-europäischen Demokratiebewegung. Er ist damit größter Gefahr ausgesetzt.
Die IG Autorinnen Autoren, die Kulturvermittlung Steiermark und die IG Übersetzerinnen Übersetzer appellieren dringend an das österreichische Außenministerium, an die diplomatischen Vertretungen in Österreich und Georgien und an alle Verantwortlichen und Zuständigen im europäischen Kontext, schnell und nachdrücklich Zviad Ratiani ihre Unterstützung zukommen zu lassen. Wir werden unsererseits alle unsere Informationsmöglichkeiten nützen, um auf die dringende Notwendigkeit seiner Unterstützung hinzuweisen und alles uns Mögliche dazu beitragen, dass Zviad Ratiani die Hilfe, die er benötigt, erhält.
Gerhard Ruiss (Geschäftsführer), Clemens Feigel (Projektleiter Writers in Exile Wien)
IG Autorinnen Autoren, Wien
Luise Grinschgl (Geschäftsführerin), Richard Edelsbrunner (Obmann), Gerhard Gross, Peter Mintscheff, Natascha Reiterer (Team der Kulturvermittlung)
Kulturvermittlung Steiermark, Graz
Werner Richter (Präsident), Anja Malich (Geschäftsführerin), Nadja Grössing (Team der IG Übersetzerinnen Übersetzer und von Writers in Exile Wien)
IG Übersetzerinnen Übersetzer, Wien
Wien, 2.12.2024