Unter dem Titel „Stimmen Afrikas – Die Kraft der Freiheit des Wortes“ fand am 16. Oktober 2024 im Frankfurt Pavilion eine eindrucksvolle Podiumsdiskussion statt. Die Autorinnen Stella Gaitano aus dem Südsudan sowie Stella Nyanzi aus Uganda sprachen über die Kraft afrikanischer Literatur als Mittel zur Verteidigung der Meinungsfreiheit. Moderiert von Astrid Vehstedt, Vizepräsidentin und Writers-in-Exile-Beauftragte des PEN Deutschland, brachte die Veranstaltung auf der Frankfurter Buchmesse Literaturschaffende und Aktivisten zusammen, deren Leben und Werk ein unermüdliches Engagement für die Freiheit des Wortes symbolisieren.
Stella Gaitano, Stipendiatin des Writers-in-Exile-Programms des PEN Deutschland, trug Auszüge aus ihrem noch unveröffentlichten Werk „War Forgets No One“ vor. Sie schilderte mit Nachdruck, wie der Bürgerkrieg im Sudan sie in ihrer Kindheit prägte und das Leben ihrer Familie überschattete. Der Text ist ein Plädoyer für das Erzählen als Mittel gegen das Vergessen und gegen die Entmenschlichung, die Kriege mit sich bringen. In der Reflexion über den Krieg als eine allgegenwärtige Bedrohung, die Generationen verfolgt, schwang Gaitanos Überzeugung mit, dass nur die Solidarität der Menschheit den Zyklus von Gewalt und Leid durchbrechen kann. „Literatur verleiht den Stimmen der Vergessenen Gewicht“, sagte sie.
Neben Gaitano sprach auch die ugandische Exilschriftstellerin Stella Nyanzi, die ebenfalls mithilfe des Writers-in-Exile-Programms des PEN-Zentrums in Deutschland Zuflucht gefunden hat und weiterhin kritisch über die Missstände in ihrem Heimatland berichtet. In Uganda, wo diktatorische Strukturen Stimmen Andersdenkender systematisch unterdrücken, sind Schreibende und Medienschaffende oft brutaler Verfolgung ausgesetzt. Nyanzi berichtete von verhafteten Journalisten und ermordeten Kollegen und verdeutlichte, wie wichtig es ist, dass ihre Worte auch im Exil Widerhall finden.
Der deutsche Verleger Manfred Metzner vom Wunderhorn-Verlag brachte die Perspektive der Vermittlung afrikanischer Stimmen in den deutschen Buchmarkt ein. Seit den frühen 1980er-Jahren veröffentlicht sein Verlag Werke, die die Folgen des Kolonialismus und die westliche Wahrnehmung afrikanischer Realitäten thematisieren. Mit der Buchreihe „AfrikAWunderhorn“ setzt sich Metzner dafür ein, ein vielschichtiges Bild Afrikas in Deutschland zu zeichnen und die oft stereotypen Darstellungen zu durchbrechen.
Judith Raupp, die zugeschaltet aus dem Kongo an der Diskussion teilnahm, sprach über ihre Arbeit als Journalistin und Ausbilderin für Radiomacher in Gemeinschaftssendern. Ihr Einsatz für die Medienbildung vor Ort, insbesondere für Radiosender, die verschiedene Gruppen in der Gesellschaft zusammenbringen, ist von unschätzbarem Wert. „Die Stimmen Afrikas finden in der westlichen Welt oft nicht das Gehör, das sie verdienen“, erklärte Raupp und forderte mehr Anerkennung und Austausch zwischen den Kontinenten.