Am 16. September 2024 versammelten sich in der Geschäftsstelle des PEN-Zentrums Deutschland in Darmstadt Autorinnen und Autoren, Akivisten sowie zahlreiche Gäste, um anlässlich des zweiten Todestages von Jina Mahsa Amini den mutigen Protest der iranischen Bevölkerung und die Rolle der Literatur im Exil zu würdigen. Die Veranstaltung, eine Kooperation des PEN-Zentrums mit Amnesty International Darmstadt, war eine Mahnung an die anhaltende Repression im Iran und ein Appell an die internationale Gemeinschaft, den Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit nicht zu vergessen.
Astrid Vehstedt, Vizepräsidentin des PEN-Zentrums und Moderatorin des Abends, erinnerte an die weltweiten Proteste, die der Tod von Jina Mahsa Amini im Jahr 2022 ausgelöst hatte: „Der Ruf ‚Women, Life, Freedom‘ hallt seither durch die Straßen, nicht nur im Iran, sondern auch bei uns. Er steht für den Mut, sich gegen ein unterdrückerisches Regime zu erheben.“ In ihrer Ansprache hob Astrid Vehstedt hervor, dass die aktuellen Konflikte von der Ukraine bis hin zum Überfall der Hamas auf Israel miteinander verwoben seien. Dem gegenüber muss die Protestwelle im Iran das Regime in Teheran unerwartet getroffen haben.
Die geladenen Autoren – Dr. Behnaz Amani, Pezhman Golchin und Mohammad Reza Haj-Rostambeglou – teilten mit den Zuhörerinnen und Zuhörer ihre eigenen Erfahrungen des Widerstands. In den Texten spiegelte sich die Wut, die Verzweiflung, aber auch die ungebrochene Hoffnung auf eine freie Zukunft der iranischen Zivilbevölkerung wider. Pezhman Golchin, der Elsbeth-Wolffheim-Stipendiat der Wissenschaftsstadt Darmstadt ist und vom PEN betreut wird, betonte in seiner Lesung: „Das iranische Volk leidet noch immer unter dem Mullah-Regime, aber eines Tages werden wir die Mauern der Dunkelheit niederreißen.“ Pezhman Golchin, der in seinen Texten regelmäßig die Unterdrückung der Frauen und die staatliche Willkür im Iran anprangert, verband die Schicksale der iranischen Frauen unmittelbar mit dem Freiheitskampf des gesamten iranischen Volkes.
Dr. Behnaz Amani, eine prominente Kämpferin für die Rechte von Frauen und Kindern im Iran und Stipendiatin im Writers-in-Exile-Programm des deutschen PEN, sprach über die erschreckende Kontinuität von Gewalt und Unterdrückung in ihrer Heimat: „Wir wollen frei sein, wir wollen Demokratie. Aber die iranische Regierung verschließt die Augen vor der Wahrheit.“ Sie musste selbst wegen ihres Protests knapp zwei Monate Haft in Teheran erdulden. Auch Mohammad Reza Haj-Rostambeglou, ebenfalls Writers-in-Exile-Stipendiat, unterstrich die Bedeutung der „Jina Mahsa“-Bewegung als einen unumkehrbaren Bruch im kollektiven Bewusstsein der iranischen Gesellschaft: „Der befreiende Geist der Freiheit ist in den Körper der iranischen Gesellschaft eingehaucht worden.“
Kristin Günzl und Rainer Bram von Amnesty International Darmstadt, skizzierten die prekäre Situation der iranischen Zivilbevölkerung und unterstrichen die Bedeutung der internationalen Solidarität für die Menschenrechte im Iran.
Die Veranstaltung erinnerte nicht nur an das Leid, sondern auch an die unerschütterliche Kraft der Worte im Kampf gegen Tyrannei. Die literarischen Stimmen der Exilautoren sind mehr als Zeugnisse der Unterdrückung – sie sind ein lebendiger Teil des globalen Widerstands für Menschenrechte und Freiheit.