Wir trauern um unser langjähriges Mitglied Abbas Maroufi, der am 1. September 2022 in Berlin verstorben ist.
Maroufi, der im Iran in bescheidenen Verhältnissen aufwuchs und früh arbeiten musste, um seiner Familie den Lebensunterhalt zu sichern, holte seine Schulbildung in Abendkursen nach und begann während seines Militärdienstes mit ersten Schreibversuchen. Er wirkte später als Sprachlehrer und Musikpädagoge, geriet jedoch nach der Islamischen Revolution immer stärker in Konflikt mit dem Regime, welches seine beruflichen Möglichkeiten stark einschränkte.
1990 gründete er die regimekritische Zeitung Gardun (“Himmelszelt”), deren Redaktionsräumlichkeiten ein Jahr darauf von einem Mob verschleierter Frauen verwüstet wurden. Es folgte ein Gerichtsurteil zu 20 Peitschenhieben und sechs Monaten Haft, welches nach heftigen internationalen Protesten nur teilweise vollstreckt wurde.
Auf Vermittlung des PEN-Zentrums Deutschland, insbesondere durch Günter Grass und weitere Kollegen, konnte seine Ausreise nach Deutschland erwirkt werden. Dort musste er zwar aus finanziellen Gründen die Veröffentlichung seiner Zeitschrift einstellen, wandelte sie jedoch in ein Online-Forum für begabte junge Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus dem Iran um.
“Wir verlieren mit Abbas Maroufi einen wertvollen Mittler zwischen den Kulturen, der eindrucksvoll unter Beweis stellte, wie viel man mit beharrlich diskreter, keineswegs marktschreierischer Arbeit erreichen kann”, erinnert sich Generalsekretärin Claudia Guderian.