Impressionen
Wie lässt sich zwischen Krieg und Frieden schreiben und wie steht es um “unsere” Demokratie sowie die Freiheit des Wortes?
Diesen und vielen weiteren Fragen stellten sich unsere Gäste, Mitglieder und Writers-in-Exile-Stipendiatinnen und Stipendiaten auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse.
Am Stand des PEN-Zentrums Deutschland konnten sich die Besucherinnen und Besucher über die Arbeit des PEN mit seinen Programmen Writers-in-Exile, Writers-at-Risk sowie über literarische Initiativen informieren.
Wovor sich Diktatoren fürchten und warum man sich in einer Demokratie auch zurücknehmen darf? – Diskussion im Forum Offene Gesellschaft

Literatur ist gefährlich. Zumindest für Diktatoren. Claudia Roth, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, sitzt kaum wenige Minuten auf dem Podium bei der vom PEN initiierten und von Astrid Vehstedt, Vizepräsidentin und Writers-in-Exile-Beauftragten, moderierten Diskussion „Reden wir. Über Demokratie“, die im Forum Offene Gesellschaft stattfand – da betont sie, dass Literatur ein Ort der Demokratie ist.
Denn in totalitären Regimen bleibe für künstlerische Freiheit kein Platz. Und in Kriegen wie dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine würden Büchereien, Archive oder Konzertsäle systematisch angegriffen, sagt Roth. „Das ist auch ein Krieg gegen die Kultur, die Literatur, die Theater, die Museen, die Schriftsteller und Filmemacher“, weil sie „der Demokratie eine Stimme geben.“
Doch was ist Demokratie?
Ein „zartes Gebilde“, wie es der heute 101jährige Guy Stern, Holocaust-Überlebender und Professor für Exilliteratur, in einem Zeitzeugengespräch einst nannte?
Ein Gebilde, das wir alle gemeinsam am Leben halten, so Roth.
Und doch sei es in einer Demokratie möglich und erwünscht, sich auch einmal zurückzunehmen, sagt Prof. Dr. Jan Philipp Reemtsma. Denn: „Nur totalitäre Regime verlangen Engagement von jedem Bürger“, so Reemtsma.
Unser Writers-in-Exile Stipendiat aus Afghanistan betont, dass die Situation in seinem Heimatland nach dem Scheitern der Etablierung demokratischer Strukturen und der Machergreifung durch die Taliban stark in den Hintergrund gerückt sei. Er mahnt, dass das Nicht-Hinschauen zur Bildung neuer Terrorgruppen führen könne.
Fotos: © Monteverdi Medien
Zur Aufzeichnung der Veranstaltung
WaR — Schreiben zwischen Krieg und Frieden – Lesung und Gespräch im Alten Rathaus
In der Ukraine ist keine Zeit für Romane. Literarische Texte müssen warten, sagt Tanja Maljartschuk. Jeder neue Roman von Bachtyar Ali ist eine Geschichte des Krieges in seiner Heimat Kurdistan. Dzevad Karahasan wurde mit seinem Kriegsbericht aus Sarajevo bekannt und beschreibt in seinem neuen Roman Menschen im Krieg. Fiston Mwanza Mujilas Romane und sein Gedichtband spielen im vom Bürgerkrieg versehrten, postkolonialen Kongo. Vier Biografien und Schreibweisen zwischen Krieg und Frieden mit Blick auf aktuelle Brennpunkte.
Mit: Tanja Maljartschuk, Dževad Karahasan, Bachtyar Ali, Fiston Mwanza Mujila
Sprecher: Frank Arnold
Musik: Christoph Schenker (Cello)
Moderation: Cornelia Zetzsche (PEN-Vizepräsidentin – Writers-in-Prison/ Writers-at-Risk)
Fotos: © Monteverdi Medien
Die Liebe nicht vergessen Lesung im Gohliser Schlösschen
Sechs Lyrikerinnen und Lyriker aus Deutschlands Norden, Süden, Osten und Westen widmeten sich der Liebe, der Liebe zur Sprache und zum Leben, zu alldem, das in seiner Existenz jeden Tag stärker bedroht ist.
Mit: Ulrich Beck, Ralph Grüneberger, Adel Karasholi, Angela Krauß, Dagmar Leupold, Wolfgang Schiffer
Musik: Die Lyrischen Saiten
Moderation: Ralph Grüneberger
Fotos: © Monteverdi Medien
Wie sieht die Klimakrise in Eritrea, Uganda, Afghanistan, der Türkei oder im Irak aus? Welche Auswirkungen hat sie auf die Menschen vor Ort?

Diese und weitere Aspekte der globalen Klimakrise wurden von AutorInnen des Writers-in-Exile-Programms und dem Begründer der russischen Fridays for Future Bewegung Arshak Makichyan bei der Klimabuchmesse diskutiert.
Moderiert von Astrid Vehstedt, Vizepräsidentin des PEN-Zentrum Deutschland und Writers-in-Exile-Beauftragte, diskutierten Şehbal Şenyurt Arınlı (Türkei), Yirgalem Fisseha Mebrahtu (Eritrea), Stella Nyanzi (Uganda), Mubeen Kishany (Irak), ein Journalist aus Afghanistan und Arshak Makichyan (russischer Klimaaktivist).

Dabei konnten sie vor allem herausarbeiten, wie autokratische und diktatorische Regime die Ressourcen ihres Landes zulasten der Bevölkerung ausbeuten und dass in vielen Ländern einseitig oder gar nicht über die Klimakrise informiert wird.
Im täglichen Kampf ums Überleben — sei es aufgrund kriegerischer, politischer Konflikte oder mangels Wasser, Nahrung und Lebensraum durch den Klimawandel — bleibt oft kein Spielraum für den persönlichen Einsatz für Klima- und Umweltschutz. Dennoch setzt sich die Landbevölkerung in Kurdistan beispielsweise seit Jahren energisch für den Erhalt ihrer natürlichen Umwelt ein.