Schriftstellerin Barbara Krohn kommt mit den Writers-in-Exile-StipendiatInnen Stella Nyanzi und Umar Abdul Nasser ins Gespräch:
Ein Leben im Exil – der Verlust der Heimat – die Erfahrung von Fremde. Wie erleben zwei preisgekrönte, engagierte LyrikerInnen diesen existentiellen Umbruch? Was bedeutet das Exil für ihr Leben, Denken, Schreiben – und was für ihre Zukunft?
Stella Nyanzi, geboren 1974 in Jinja, ist eine ugandische Dichterin, Anthropologin, Gender-Forscherin und Aktivistin. Bekannt wurde sie durch ihre massive Kritik am ugandischen Präsidenten Museveni, der seit mehr als 30 Jahren eine Diktatur führt. In ihrer Arbeit widmet sie sich den Auswirkungen von Patriarchat, Frauenfeindlichkeit und Homophobie auf ihr Heimatland. Oft bedient sie sich dabei „radikaler Unhöflichkeit“, eine traditionelle ugandische Strategie, die Mächtigen durch öffentliche Beleidigung zur Rechenschaft zu ziehen. Mehrfach wurde Stella Nyanzi verhaftet, immer wieder massiv bedroht. Für ihren kompromisslosen Einsatz für die Meinungsfreiheit wurde sie 2020 mit dem PEN International Award for Freedom of Expression ausgezeichnet. Anfang 2021 gelang ihr vorübergehend die Flucht nach Kenia. Seit Februar 2022 ist sie Stipendiatin des Writer-in-Exile Programms des deutschen PEN. Ein neuer Gedichtband (auch mit deutscher Übersetzung) ist in Vorbereitung.
Umar Abdul Nasser ist ein irakischer Dichter und Filmemacher. Als Künstler in einer Welt, in der der Islamische Staat alles Künstlerische zerstört, musste Abdul Nasser stets um sein Leben fürchten. Er lebte mehr als zwei Jahre lang versteckt vor dem IS, bevor er es schaffte, das Land 2016 für einen Stipendien-Aufenthalt bei ICORN in Breslau zu verlassen. Seine beeindruckenden poetischen Texte, die er oft in Kombination Bildern und Musik vorträgt, reflektieren u.a. die Themen Frieden und Freiheit. Von 2019 bis 2021 war Umar Abdul Nasser Stipendiat im Stipendienprogramm Writers-in-Exile des deutschen PEN. Eine zweisprachige Veröffentlichung seiner Lyrik ist in Vorbereitung.
Die Veranstaltung findet im Rahmen des Writers-in-Exile Programms des deutschen PEN statt.
Kooperationspartner: PEN Zentrum Deutschland, Kulturamt Regensburg
Moderatorin: Barbara Krohn, Schriftstellerin, Dozentin für Kreatives Schreiben, literarische Übersetzerin, Betreuerin des Writers in Exile-Programms des deutschen PEN Zentrums. Die Autorin wurde u.a. durch ihre Kriminalromane, Erzählungen und die Lyrik bekannt (2002 Kulturförderpreis der Stadt Regensburg, 2012 Kunstpreis der Regensburger Kulturstiftung der REWAG). Sie unterrichtet seit vielen Jahren Kreatives Schreiben für Kinder, Jugendliche und Erwachsene und ist Herausgeberin der Edition Kreatives Schreiben im KernVerlag.
Leben im Exil – Schreiben im Exil
Montag, 26.09.2022, 19.00 Uhr, im Restaurant Orphée, Saal im Obergeschoss, Untere Bachgasse 8 in 93047 Regensburg.
Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Das Writers-in-Exile-Programm des deutschen PEN ist ein Stipendienprogramm für verfolgte Autorinnen und Autoren, das von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien finanziert wird. Seit 1999 sind mehr als sechzig Literatinnen und Literaten Stipendiaten dieses Exil-Programmes gewesen. Bis zu drei Jahre stellt das deutsche PEN-Zentrum verfolgten Autorinnen und Autoren eine möblierte Wohnung zur Verfügung, dazu ein monatliches Stipendium. Die Kolleginnen und Kollegen vom deutschen PEN bringen sie in Kontakt mit Verlegerinnen und Verlegern in ihrer Umgebung.