Swetlana Alexijewitsch wurde 1948 in Iwano-Frankiwsk in der Ukraine geboren. Nach dem Journalistikstudium an der Universität Minsk arbeitete sie als Journalistin und als Lehrerin. Ihre Dokumentarprosa wurde in 28 Sprachen übersetzt, teilweise verfilmt und liegt einem Dutzend Theaterstücken zugrunde. Der gegenwärtige Zustand des zerfallenen, einst riesigen Reiches der Sowjetunion ist das Thema der meisten Veröffentlichungen. Wegen ihres 1983 erschienenen Buchs Der Krieg hat kein weibliches Gesicht über das Schicksal der rund eine Million Frauen, die im Zweiten Weltkrieg in der Roten Armee gekämpft haben und dafür nach der Rückkehr von der Front verachtet wurden, erhielt sie eine Anklage und verlor ihre Stellung bei der Zeitschrift Neman, wo sie seit 1976 tätig war. Für ihr Buch Zinkjungen (1989) wurde sie wegen „Verleumdung“ und „Besudelung der Soldatenehre“ angeklagt und stand deshalb zwischen 1992 und 1996 mehrfach vor Gericht. Der Buchtitel spielt auf die vielen gefallenen Soldaten an, die in Zinksärgen aus dem sowjetischen Afghanistan-Feldzug von 1979 bis 1985 heimgekehrt sind. Das Buch wurde in Weißrussland vom Markt genommen, das gleichnamige Theaterstück verboten. Seit dem Machtantritt von Präsident Lukaschenko 1994 können ihre Bücher in Weißrussland nicht mehr erscheinen. Für ihr erfolgreichstes Buch Tschernobyl – Eine Chronik der Zukunft (1997) erhielt sie 2006 den National Book Critics Circle. Swetlana Alexijewitsch war von April 2008 bis März 2010 im Writers-in-Exile Programm des PEN. Ihre Bücher wurden mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2013. Im selben Jahr veröffentlichte sie ihren Roman Secondhand-Zeit: Leben auf den Trümmern des Sozialismus. 2015 wurde Swetlana Alexijewitsch der Nobelpreis für Literatur verliehen. Heute lebt sie in Minsk und unterhält dort einen literarischen Salon, den Schriftstellerkollegen wie Wladimir Sorokin und Viktor Martinowitsch frequentieren.
