Umar Abdul Nasser

Umar Abdul Nasser ist ein irakischer Dichter und Filmemacher. Er lebte mehr als zwei Jahre lang im Versteck vor dem IS, bevor er es schaffte, das Land für einen Stipendien-Aufenthalt bei ICORN in Breslau im Jahr 2016 zu verlassen. Die Arbeit von Umar wurde vom IS als unvereinbar mit dem islamischen Recht angesehen. Seine Gedichte reflektieren die Themen Frieden und Freiheit. Von Juli 2019 bis Juni 2022 war Abdul Nasser Stipendiat des PEN-Programms „Writers in Exile“.

Foto: Max Gödecke

Volha Hapeyeva

Die Lyrikerin, promovierte Linguistin und Übersetzerin Volha Hapeyeva wurde 1982 in Minsk (Belarus) geboren.  Sie widmet sich in ihrer Arbeit den politischen Verhältnissen in ihrem Heimatland – und untersucht, wie Sprache in Diktaturen als Machtinstrument verwendet wird. Durch ihre regierungskritische Sicht geriet sie schnell ins Visier des Geheimdienstes KGB und lebt nun unter der ständigen Angst festgenommen zu werden. Hapeyeva war von Mai 2021 bis Oktober 2022 Stipendiatin des Writers-in-Exile-Programms. Ihre Gedichte wurden in mehr als 15 Sprachen übersetzt. Mit ihrem Essay “Die Verteidigung der Poesie in Zeiten des dauernden Exils” gewann sie den “Wortmeldungen”-Literaturpreis für kritische Kurztexte. Außerdem erschien etwa der Lyrikband “Trapezherz” 2023 bei Droschl.

Foto: Helmut Lunghammer

Aslı Erdoğan

Aslı Erdoğan ist Schriftstellerin und Autorin von acht Büchern – Romanen, Novellen, Sammlungen poetischer Prosa und Essays, die in zwanzig Sprachen übersetzt wurden, darunter Englisch, Französisch, Deutsch, unter anderem erschienen bei Actes Sud, Penguin Deutschland, The City Lights. Sie hat für verschiedene nationale und internationale Zeitungen als Kolumnistin gearbeitet und wurde 2016 für ihre Zusammenarbeit mit der prokurdischen Tageszeitung Özgür Gündem verhaftet. Aslı Erdoğan hat für ihre Arbeit und ihr Engagement zahlreiche Preise erhalten, darunter den Simone de Beauvoir-Preis, den Kurt Tucholsky-Preis, den Erich Maria Remarque Friedenspreis, den Preis der Europäischen Kulturstiftung, den Vaclav Havel-Preis, den Chevalier des Arts et Lettres und weitere. Ihre Arbeit wurde für das Theater adaptiert und in Mailand, Graz und Avignon aufgeführt als klassisches Ballett, Radiospiel, Kurzfilm und Oper. Sie ist außerdem Teilchenphysikerin und hat ihre Diplomarbeit über das Higgs-Teilchen am CERN verfasst. Derzeit lebt sie im Exil in Deutschland. Von Oktober 2019 bis September 2022 war sie Stipendiatin des Writers-in-Exile Programms des deutschen PEN-Zentrums.

Foto: Carole Parodi

Jiyar Jahanfard

Sajjad Jahan Fard, oder mit seinem kurdischen Namen Jiyar Jahanfard, ist im Iran aufgewachsen. Seine Leidenschaft gilt der kurdischen Sprache und Kultur, über die er viel geforscht, gesammelt und verfasst hat. Aufgrund seines Engagements für die kurdische Sprache und Kultur wurde er mehrfach verhaftet und inhaftiert. Er schreibt Kurzgeschichten und Romane und setzt sich nach wie vor für die kurdische Sprache ein. Von Februar 2018 bis Februar 2021 war er Stipendiat des Writers-in-Exile Programms des deutschen PEN-Zentrums.

Foto: Max Gödecke
Swetlana Alexijewitsch

Swetlana Alexijewitsch

Swetlana Alexijewitsch wurde 1948 in Iwano-Frankiwsk in der Ukraine geboren. Nach dem Journalistikstudium an der Universität Minsk arbeitete sie als Journalistin und als Lehrerin. Ihre Dokumentarprosa wurde in 28 Sprachen übersetzt, teilweise verfilmt und liegt einem Dutzend Theaterstücken zugrunde. Der gegenwärtige Zustand des zerfallenen, einst riesigen Reiches der Sowjetunion ist das Thema der meisten Veröffentlichungen. Wegen ihres 1983 erschienenen Buchs Der Krieg hat kein weibliches Gesicht über das Schicksal der rund eine Million Frauen, die im Zweiten Weltkrieg in der Roten Armee gekämpft haben und dafür nach der Rückkehr von der Front verachtet wurden, erhielt sie eine Anklage und verlor ihre Stellung bei der Zeitschrift Neman, wo sie seit 1976 tätig war. Für ihr Buch Zinkjungen (1989) wurde sie wegen „Verleumdung“ und „Besudelung der Soldatenehre“ angeklagt und stand deshalb zwischen 1992 und 1996 mehrfach vor Gericht. Der Buchtitel spielt auf die vielen gefallenen Soldaten an, die in Zinksärgen aus dem sowjetischen Afghanistan-Feldzug von 1979 bis 1985 heimgekehrt sind. Das Buch wurde in Weißrussland vom Markt genommen, das gleichnamige Theaterstück verboten. Seit dem Machtantritt von Präsident Lukaschenko 1994 können ihre Bücher in Weißrussland nicht mehr erscheinen. Für ihr erfolgreichstes Buch Tschernobyl – Eine Chronik der Zukunft (1997) erhielt sie 2006 den National Book Critics Circle. Swetlana Alexijewitsch war von April 2008 bis März 2010 im Writers-in-Exile Programm des PEN. Ihre Bücher wurden mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2013. Im selben Jahr veröffentlichte sie ihren Roman Secondhand-Zeit: Leben auf den Trümmern des Sozialismus. 2015 wurde Swetlana Alexijewitsch der Nobelpreis für Literatur verliehen. Heute lebt sie in Minsk und unterhält dort einen literarischen Salon, den Schriftstellerkollegen wie Wladimir Sorokin und Viktor Martinowitsch frequentieren.

Şehbal Şenyurt Arınlı

Şehbal Şenyurt Arınlı ist eine türkische Dokumentarfilmerin, Menschenrechtsaktivistin und Journalistin. Als erste Frau hinter der Kamera in ihrem Heimatland engagierte sie sich vor allem für die Rechte von Frauen und Minderheiten. Ihr politisches Engagement und ihre Verbindungen zu kurdischen Medien führten schließlich zu einer Anklage und Inhaftierung. Nur durch einen Zufall kam sie frei und konnte nach Deutschland ausreisen. Von September 2017 bis August 2020 war sie Stipendiatin des Writers-in-Exile Programms des deutschen PEN-Zentrums.

Webseite von Şehbal Şenyurt Arınlı

Foto: Kurt Zülküf

Mansoureh Shojaee

Mansoureh Shojaee wurde 1958 in Teheran geboren. Sie gehört seit über 20 Jahren zu den führenden Köpfen der iranischen Frauenrechtsbewegung und ist seit über 30 Jahren politisch engagiert. Sie war 22 Jahre Bibliothekarin in der Nationalbibliothek Teheran und arbeitete als Journalistin, freie Autorin und literarische Übersetzerin aus dem Französischen. Von 1994 bis 2004 arbeitete sie im Rahmen des Children’s Book Council of Iran (IBBYP– International Board on Books for Young People) mit blinden Kindern und ermöglichte ihnen einen Zugang zur Literatur, indem sie ihnen den Umgang mit Hörbüchern beibrachte. Für ihren Einsatz wurde sie 2010 vom IBBYP mit dem Testimonial-Statute-Honors-Preis ausgezeichnet. Daneben wirkte sie gemeinsam mit anderen Organisationen, u.a. mit UNICEF, an der Entwicklung von Wanderbibliotheken für iranische Frauen und Kinder mit. Als enge Vertraute Shirin Ebadis, der im Londoner Exil lebenden iranischen Friedensnobelpreisträgerin von 2003, setzte Mansoureh Shojaee sich dafür ein, deren Idee zur Gründung eines iranischen Frauenmuseums zu realisieren. Das Projekt sollte in der Bibliothek Banu in Evaz im Südwesten des Iran gestartet werden, wurde jedoch bereits in der Anfangsphase verboten. 2000 gründete Mansoureh Shojaee gemeinsam mit der Journalistin, Frauenrechtlerin und politischen Aktivistin Noushin Ahmadi Khorasani und anderen Gleichgesinnten das Frauenkulturzentrum Markaze farhangi-ye zanab, 2003 eröffnete sie dort die Frauenbibliothek Sadige Dolatabadi. Sie ist eine der Initiatorinnen der Kampagne Eine Million Unterschriften für die Gleichberechtigung und Mitbegründerin der Internetseite The Feminist School. Wegen ihres Engagements wurde sie mehrfach verhaftet, zuletzt am 27. Dezember 2009. Nach einem Monat kam sie gegen Zahlung einer hohen Kaution wieder frei und konnte nach Beendigung eines bereits früher verhängten vierjährigen Ausreiseverbots den Iran verlassen, um ins Exil zu gehen. Sie fand zunächst bei der Heinrich-Böll-Stiftung Aufnahme und war dann von Januar 2011 bis September 2013 Stipendiatin im Writers-in-Exile Programm des PEN. 2013 erschien ihr Buch Sharzades Schwestern. Frauen im Iran. Ihre Arbeit als Frauenrechtsaktivistin, Schriftstellerin und Journalistin setzt sie auch im Exil fort. Mansoureh Shojaee studierte von 2014 bis 2015 in Den Haag am International Institute of Social Studies der Erasmus Universität Rotterdam den Masterstudiengang Menschenrechte, Gender und Konfliktstudien. 2017 erschien ein Text Shojaees in der PEN-Anthologie Zuflucht in Deutschland. Texte verfolgter Autoren im S. Fischer Verlag. Mittlerweile ist Shojaee Mitarbeiterin an der Universität Amsterdam und Chefredakteurin des von ihr gegründeten Forschungs-Projektes „Iranians Women`s Movement Museum“.

Foto: privat

Adam Guzuev

Adam Guzuev wurde 1970 in Tschetschenien geboren. Er entstammt einer dort bekannten Theaterfamilie, sein Onkel, der während eines Feuergefechts im Tschetschenienkrieg getötet wurde, war Vorsitzender des tschetschenischen Rundfunkkomitees. Nach dem Studium der Philologie arbeitete Guzuev als Regisseur und Drehbuchautor beim staatlichen tschetschenischen Fernsehen, schrieb Stücke für das Staatstheater in Grosny und Gedichte, die in tschetschenischen Literaturzeitschriften veröffentlicht wurden. Aufgrund seiner Filme über Kriegsverbrechen während des Tschetschenienkonflikts stand er in seiner Heimat unter großem Druck; er durfte nicht publizieren, musste immer wieder untertauchen und lebte die letzte Zeit vor Antritt seines Stipendiums versteckt in Tschetschenien. Im November 2010 kam Guzuev nach Deutschland und war seitdem bis Oktober 2013 Stipendiat im Writers-in-Exile Programm des PEN.

Guzuev wohnt weiterhin in Berlin. Hier schreibt er Szenarien, Gedichte und Erzählungen und arbeitet daran, sich seinen Traum zu erfüllen, eines Tages mit einem eigenen Beitrag auf der Berlinale vertreten zu sein. 2017 erschien ein Text Guzuevs in der PEN-Anthologie Zuflucht in Deutschland. Texte verfolgter Autoren im S. Fischer Verlag. Zurzeit arbeitet er an einem eigenen Filmprojekt.

Foto: Simone Ahrend

Itai Mushekwe

Itai Mushekwe wurde 1983 geboren. Er studierte am Christian College of Southern Africa (CCOSA) in Harare, Simbabwe, Kommunikationswissenschaft und Journalismus. Nach dem Studienabschluss arbeitete er bei der führenden unabhängigen Wochenzeitung The Zimbabwe Independent, für die er investigative Artikel über die Misswirtschaft und die menschenverachtende Politik in seinem Land schrieb. Während einer Fortbildung im Oktober 2007 in Berlin erfuhr er, dass sein Name in seiner Heimat auf einer „schwarzen Liste“ unerwünschter Regimekritiker stand. Das führte zu einer unfreiwilligen Verlängerung seines Aufenthalts in Deutschland. Von Januar bis Mai 2008 hielt er sich mit einem Stipendium der Heinrich-Böll-Stiftung im Böll-Haus auf und war von Juni 2008 bis Mai 2011 Stipendiat des Writers-in-Exile Programms des deutschen PEN-Zentrums. Itai Mushekwe ist als politischer Berichterstatter für die in London basierte Online-Publikation The Zimbabwe Guardian tätig. Im Dezember 2008 erhielt er den Johann-Philipp-Palm-Preis für Meinungs- und Pressefreiheit. Er ist als Redakteur für ein afrikanisches Online-Nachrichtenmagazin tätig und schreibt investigative Artikel über Simbabwe für die britischen Zeitungen Daily und Sunday Telegraph. Er lebt weiterhin in Deutschland und war 2014 Gründungsredakteur der afrikanischen Internetseite The Telescope News. Aktuell ist er Chefredakteur der Nachrichtenseite Spotlight Zimbabwe.

Foto: privat

Maynat Kurbanova

Maynat Kurbanova wurde 1974 in Grosny geboren. Sie absolvierte die Fakultät für Journalistik an der Tschetschenischen Staatlichen Universität und arbeitete ab 1991 für verschiedene russische Massenmedien. Seit Anfang des zweiten Tschetschenienkrieges war sie als Korrespondentin der Moskauer Zeitung Nowaja Gazeta und für die Radiostation Swoboda im Nordkaukasus, auch in Tschetschenien, tätig. In ihren Reportagen berichtete sie über die Kriegsereignisse, die unrühmlichen Taten des Militärs und die Gewalt in
der Tschetschenischen Republik. Sie sammelte dabei viele Dokumente über die tatsächliche Lage in dieser Region. Durch die Zusammenarbeit mit der Informationsagentur AFP wurden ihre Artikel unter dem Namen Mainat Abdulajewa in deutschen Zeitungen wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht. 2003 wurde sie für den Andrej-Sacharow-Preis „Journalistik als Tat“ nominiert. Nach mehreren Drohungen gegen ihre Person verließ sie Russland und war seit November 2004 Stipendiatin im Writers-in-Exile Programm des deutschen PEN. Nach ihrem Ausscheiden aus dem Programm im August 2007 nahm die Stadt Darmstadt Maynat Kurbanova für weitere drei Jahre als Elsbeth-Wolffheim-Stipendiatin auf. 2009 bekam sie den RADIO Journal Rundfunkpreis und 2011 den Sonderpreis Edition Exil „Schreiben zwischen den Kulturen“. Ihre Essays und Erzählungen wurden in Jahrbüchern und Anthologien veröff entlicht. Inzwischen lebt Maynat Kurbanova in Wien und arbeitet als selbständige Journalistin. Sie leitet eine Frauengruppe im Rahmen des Projekts „Mutterschulen gegen Extremismus“ von der Organisation „Frauen ohne Grenzen“ und ist bei verschiedenen Projekten in den Bereichen Deradikalisierung, Resozialisierung, und
Prävention hauptsächlich mit tschetschenischen Jugendlichen und Frauen tätig.

Foto: Simone Ahrend