Aleksei Bobrovnikov

Der ukrainische Autor und investigative Journalist Aleksei Bobrovnikov entlarvte durch seine Recherchen Verbindungen zwischen einem Schmugglerring und dem ukrainischen Militär. Daraufhin erhielt er öffentlich Todesdrohungen und sah sich gezwungen, seine Heimat zu verlassen.
Der Print- und Fernsehjournalist Aleksei Bobrovnikov wurde 1979 in der Ukraine geboren. In zahlreichen Verlagen veröffentlichte er seine Bücher und Kurzgeschichten in ukrainischen Wochenmagazinen. Sein jüngstes Buch The Edges of Georgia erschien beim ukrainischen Verlag  Kharkiv, der dem Bertelsmann Verlag untersteht. Zudem hat er als Drehbuchautor gearbeitet, unter anderem für den Dokumentarfilm „Katyn: Letters from Paradise“, der in Polen und der Ukraine große Beachtung fand.
Die seit 2014 umkämpfte Region Donbas war seit dem Austritt der Ukraine aus der UdSSR stets ein Tummelplatz für Schmuggler, Geldwäscher und das grenzübergreifende organisierte Verbrechen. Um den Schmuggel mit Waffen, Tabak, Treibstoff, Hilfsgütern, Gold und anderem nach Russland und in die Ukraine zu unterbinden, rief Kiew eine spezielle Fahndertruppe ins Leben. Der Chef und einige Mitglieder dieser Einheit sowie diverse Strippenzieher unter den Schmugglern und ihren politischen Hintermännern sind seitdem ums Leben gekommen. Seit Anfang 2014 berichtete Bobrovnikov über die Majdan-Proteste in Kiew und hat seit 2015 über Schmugglerrouten im umkämpften ostukrainischen Donbas recherchiert. Im Verlauf seiner Recherche war er auf Verwicklungen der 92. Brigade, einer ukrainischen Eliteeinheit, unter anderem in Schmuggelgeschäfte mit russischen Militärs und Separatisten gestoßen. Aufgrund seiner Recherchen erhielt er mehrfach Drohungen, sogar vor laufender Kamera. Auch das Militär fordert öffentlich
seinen Tod, so schreibt der Offizier Leonid M. auf Facebook: „Sie müssen sterben. Und zwar schneller als sie glauben.“ Sein wichtigster Zeuge, ein Fahnder des ukrainischen Geheimdienstes, der den Schmuggel dokumentierte, wurde in einem von der 92. Brigade kontrollierten Gebiet ermordet.
Seine Recherche-Ergebnisse gegen Mitglieder der 92. Brigade wurden von der Militärstaatsanwaltschaft in Kiew nie ausgewertet. Stattdessen wurden die Ermittlungen gegen alle Verdächtigen im vergangenen Oktober überraschend eingestellt, teilte die Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte mit. Bobrovnikov arbeitete damals für den Sender 1+1, der einem Oligarchen gehört. Seine Radaktion setzte ihn immer stärker unter Druck und drängte ihn, seine Recherchen einzustellen. Im Juni 2016 musste er schließlich kündigen. Selbst als er mehrere Monate in der Westukraine untertauchte, erhielt er weiterhin Drohungen. Im September 2016 wurde Bobrovnikov vor einem Mordplan des ukrainischen Militärdienstes gewarnt und verließ das Land fluchtartig.

Von Januar 2017 bis Februar 2018 war er Gast der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte. Derzeit arbeitet er an einem Buch über den Schmuggel in der Ostukraine. Er war von Februar 2018 bis Februar 2021 Stipendiat des Writers-in-Exile Programms des deutschen PEN.

Bedeutungslose Daten

Bedeutungslose Daten
erinnern dich an
die Bedeutung.
Die Macht der Null
dieser Grundbegriff der Mathematik
das Ding, das zum Aufstieg und zum Untergang von Reichen führte
lange vor dem Manhattan-Projekt —
diese Multiplikationskraft des Nichts
die einem die Geldbörse leer macht
den Kopf aber
auffallend
voll

Amir Valle

Amir Valle wurde 1967 in Guantánamo auf Kuba geboren. In Santiago de Cuba und in La Habana studierte er Journalismus und Publizistik. Seit dem Ende seines Studiums im Jahr 1989 ist er als Autor, Literaturkritiker und Journalist tätig. Er wurde mit zahlreichen Literaturpreisen geehrt, unter anderem mit dem kubanischen Preis La Llama Doble für erotische Romane und dem Internationalen Rodolfo-Walsh-Preis für sein Buch Jineteras. Seine Kurzgeschichten und Literaturkritiken erschienen in zahlreichen Anthologien und Zeitschriften in Kuba und wurden international publiziert. Er hat über 20 Bücher veröffentlicht, die wie seine Artikel in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Bis zu deren Verbot durch die kubanischen Literaturbehörden war er als Herausgeber der Internet-Zeitschrift Letras en Cuba  und des Magazins A título personal – Boletín Internacional de Noticias Literarias  tätig und arbeitete danach als Chefkoordinator der Colección Cultura Cubana sowie als Herausgeber der Literaturzeitschrift Cara y Cruz des Verlags Plaza Mayor aus Puerto Rico. Die kubanische Regierung betrachtete seine internationalen Erfolge kritisch und tat alles, um ihm die Arbeit zu erschweren. Als das kubanische Kulturministerium per Eilresolution ein generelles Verbot aussprach, mit Amir Valle zusammenzuarbeiten, waren er und seine Familie in Gefahr. Nachdem seine Studie über Prostitution in Kuba heimlich auf der Insel Verbreitung fand, obwohl Fidel Castro höchstpersönlich das Buch geächtet hatte, wurde seine Lage immer bedrückender. Nach einer Buchpräsentation in Spanien wurde ihm die Rückkehr nach Kuba verweigert. Im März 2006 kam er mit seiner Familie als Gast des Heinrich-Böll-Hauses nach Deutschland und war danach von August 2006 bis Oktober 2009 Stipendiat im Writers-in-Exile-Programm des PEN. Mehrere seiner Bücher sind in deutscher Übersetzung erschienen, darunter die Romane Die Wörter und die TotenDie Türen der NachtDie Haut und die Nackten  oder die Dokumentation Habana Babilonia. Prostitution in Kuba. Im April 2010 kam der Band Abstieg in die Hölle – Zwei Thriller aus Kuba heraus. 2017 erschien ein Text Valles in der PEN-Anthologie Zuflucht in Deutschland. Texte verfolgter Autoren im S. Fischer Verlag.

Mit seiner Familie lebt Amir Valle heute als freier Schriftsteller und Journalist für verschiedene deutsche und spanischsprachige Medien in Berlin. Er ist Gründer und Herausgeber der iberoamerikanischen Online-Kulturzeitschrift OtroLunes.com und veröffentlichte zuletzt Romane und Anthologien in Spanien und Italien.

Foto: privat

Abbad Yahya

Der palästinensische Soziologe, Journalist und Autor Abbad Yahya wurde 1988 in Ramallah geboren. Er studierte Journalismus (Print und TV, 2009, Bachelor) und Soziologie (2013, Master) an der Birzeit Universität in Ramallah. Als Journalist, Moderator, politisch-kultureller Korrespondent und Redakteur arbeitete er für verschiedene Radiosender und Zeitungen, schrieb etwa eine Kolumne für Al-Araby Al-Jadeed. Seit 2015 ist er Chefredakteur der Ultra Sawt Agency mit Sitz in Ramallah. Daneben veröffentlichte er vier Romane. Im März 2017 war er einer von sieben Promotionsstipendiaten an der Birzeit Universität in Ramallah.

Nach Veröffentlichung seines vierten Kriminalromans „Crime in Ramallah“ wurde er im Februar 2017 auf die Fahndungsliste der palästinensischen Polizei gesetzt. Einer Festnahme entging Yahya rein zufällig, weil er sich gerade zu dem Zeitpunkt in Doha/Katar aufhielt. In dem Buch thematisiert er gesellschaftliche Tabus wie religiösen Extremismus und Fanatismus sowie Homosexualität. Der palästinensische Generalstaatsanwalt von der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), Ahmad Barak, bezeichnete die Inhalte des Romans als „unanständige Texte und Begriffe, die gegen Moral und Anstand verstoßen und so der Öffentlichkeit und insbesondere Minderjährigen schaden“. Daraufhin wurde das Buch in Buchhandlungen und Bibliotheken im ganzen Land von der Polizei konfisziert. Zudem wurde der Herausgeber des Buches 24 Stunden lang von der Polizei festgehalten.

Yahya, der nicht mit einer solchen Reaktion gerechnet hatte, droht im Falle einer Rückkehr in sein Heimatland ebenfalls eine Inhaftierung. Unterstützung erhält er sowohl vom palästinensischen Kulturminister Ehab Bseisso also auch 99 palästinensischen Schriftstellern, Akademikern und Forschern, die gemeinsam eine Petition für die Aufhebung des Verbots sowie des Haftbefehls gegen Yahya unterzeichneten. Allerdings gab es auch Kritik aus dem Literaturbetrieb, unter anderem von Murad Sudani, dem Leiter des palästinensischen Autorenverbands. Ebenso auf Facebook erfährt Yahya auch Anfeindungen, mitunter auch Morddrohungen, die sich sowohl gegen ihn als auch seine Familie richten. Von April bis Juli 2017 war er Stipendiat im Writers-in-Exile Programm des PEN.

Foto: Roland Baege

Fethiye Çetin

Fethiye Çetin wurde 1948 in der Türkei geboren. Sie wuchs in Maden in der Provinz Elazig im Osten der Türkei auf und studierte an der Universität Ankara Rechtswissenschaften. Nach dem Militärputsch von 1980 wurde sie verhaftet und nach dem berüchtigten § 141 (Verletzung des Nationalgefühls) zu drei Jahren Haft verurteilt. 1991 wurde dieser Paragraph abgeschafft, das Urteil wurde aufgehoben. Als Rechtsanwältin und Aktivistin ist Çetin seit dreißig Jahren eine engagierte Anwältin der Menschenrechte, der Rechte von Minderheiten sowie des Rechts auf freie Meinungsäußerung. So war sie auch Verteidigerin des bekannten armenisch-türkischen Journalisten Hrant Dink, der am 19. Januar 2007 auf offener Straße ermordet wurde – das PEN-Zentrum Deutschland ehrte die von ihm herausgegebene Zeitschrift AGOS 2007 mit dem Hermann-Kesten-Preis. Seit Dinks Tod ist sie die maßgebliche juristische Vertreterin im Verfahren um seine Ermordung, außerdem vertritt sie Dinks Familie und die Zeitschrift AGOS auch weiterhin vor den türkischen Gerichten und vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und ist Justitiarin der Hrant Dink Stiftung. Çetin ist überdies Verfasserin zweier Bücher über die Islamisierung der Armenier und ein häufiger Gast sowohl in Fernseh-Talkshows innerhalb und außerhalb der Türkei als auch auf vielen Konferenzen und eine gefragte Interviewpartnerin für die nationale und internationale Presse. In der Öffentlichkeit ist sie gewissermaßen das Gesicht des Prozesses um die Ermordung Hrant Dinks. Das macht sie zum Hassobjekt für jene ultranationalistischen Kräfte, die diesen Mord in Auftrag gaben. Sie erhielt zahllose Morddrohungen und stand seit Herbst 2011 in der Türkei unter massivem Polizeischutz. Dennoch haben ihre Freunde ihr geraten, angesichts der zunehmenden Gefährdung ihres Lebens zumindest für einige Zeit ins Ausland zu gehen. Von Februar 2012 bis Januar 2013 war sie Stipendiatin des Writers-in-Exile Programms des PEN und lebte in Berlin. Im Anschluss kehrte sie zurück in die Türkei. 2017 erschien ein Text von Çetin in der PEN-Anthologie Zuflucht in Deutschland. Texte verfolgter Autoren.

Shahla Sultanova

Shahla Sultanova, geboren 1980, ist eine aserbaidschanische Journalistin und Medientrainerin. In Aserbaidschan studierte Sultanova zunächst Anglistik, danach, durch mehrere Stipendien gefördert, in Georgien und den USA Journalistik und Medienmanagement. Als Radiomoderatorin und Reporterin sah sie ihre Schwerpunkte zunehmend in Themen zu Gesellschaft und Wirtschaft in Aserbaidschan; Fragen zu Menschenrechten und Demokratie in der Kaukasusregion wurden für sie immer dringlicher. Es folgten Lehraufträge in den Fächern Journalismus, Kommunikationswissenschaften und Betriebswirtschaftslehre an aserbaidschanischen und amerikanischen Universitäten und Bildungseinrichtungen. Sultanova arbeitete zuletzt als investigative Journalistin zu sicherheitspolitisch sensiblen Themen, etwa über militärische Kooperationen in der Schwarzmeerregion. Damit geriet sie in den Fokus der aserbaidschanischen Sicherheitskräfte. Sie und ihr Kollege wurden bedrängt und eingeschüchtert, man wollte sie zwingen, die Recherchen abzubrechen. Ihr Wohnhaus wurde von Armeeangehörigen durchsucht, sie wurde vehement bedroht, schließlich versuchte man auch ihre Familie einzuschüchtern. Shahla Sultanova war von Mai 2014 bis Mai 2015 Elsbeth-Wolffheim-Stipendiatin der Stadt Darmstadt und wurde durch den PEN betreut. Heute ist sie Dozentin an der Frankfurter University of Applied Sciences sowie an der Hochschule Darmstadt.

Foto: PEN-Zentrum

Fatuma Nurye Yimam

Die äthiopische Journalistin und Aktivistin Fatuma Nurye Yimam recherchierte über illegale Migrationsrouten nach Dschibuti und andere Nachbarländer Äthiopiens. Sie gründete die Zeitung „Fact“, in der sie Missstände kritisierte. Die Regierung erhob daraufhin Anklage gegen sie, woraufhin sie zunächst in benachbarten Ländern Zuflucht suchte, bevor sie schließlich nach Deutschland kam. Sie war von August 2017 bis August 2020 Stipendiatin im Writers-in-Exile Programm des deutschen PEN-Zentrums.

Foto: Stefanie Silber

Zaza Burchuladze

Zaza Burchuladze wurde 1973 in Tiflis geboren und beschreibt sich selbst als zeitgenössischen postmodernen Autor. Bevor er als Schriftsteller und Übersetzer arbeitete, studierte er Malerei an der staatlichen Kunstakademie Tiflis. Er ist Verfasser mehrerer Romane, Essaysammlungen und Kurzgeschichten. Als freier Journalist schrieb er Beiträge für Radio Free Europe/Radio Liberty. Er übersetzte russische Literatur von Dostojewski, Kharms und Sorokin ins Georgische und lehrte am kaukasischen Medien-Institut Literatur und zeitgenössische Kunst. Seine Erzählungen schockierten das Publikum, seine provozierenden Themen und sein experimenteller Schreibstil führten dazu, dass er lange Zeit von den Kritikern seines Landes mit Nichtachtung gestraft wurde. Trotzdem gehört er seit der Veröffentlichung seiner Romane zu den bedeutendsten Schriftstellern der postsowjetischen Ära in Georgien. Mehrere seiner Werke wurden ins Russische, Polnische, Rumänische, Englische und Französische übersetzt, der Roman Adibas erschien im Herbst 2015 auf Deutsch. Inflatable Angel wurde 2011 als bester georgischer Roman ausgezeichnet. In seinen Romanen greift Zaza Burchuladze immer wieder Themen auf, die in seinem Land als Tabus gelten: Texte über politischen Konformismus, Geschichten über Gewalt und Brutalität, weltanschauliche und religiöse Themen und Sexualität. Zusammen mit seinen intellektuellen Freunden stand er immer wieder in der ersten Reihe verschiedener Protestgruppen und lieferte sich harte Wortgefechte mit Zeitungs- und Fernsehjournalisten in der Öffentlichkeit. Wiederholt wurde er in seiner stark religiös geprägten Heimat wegen seiner öffentlich vorgetragenen verbalen Provokationen verfolgt, vehement bedroht und schließlich auf offener Straße niedergeschlagen. Trotz der Anzeige von rund 100 Kollegen wurde bis heute nichts zur Ergreifung des Täters unternommen. Auch der Aufruf des georgischen PEN, dass die Hauptfiguren eines Romans nicht mit dem Autor selbst zu verwechseln sind, blieb erfolglos. Von Januar 2014, nach einem Jahr als Gast im Böll-Haus Langenbroich, bis Januar 2017 war Zaza Burchuladze Writers-in-Exile Stipendiat des PEN. Im Frühjahr 2017 erschien sein Roman Touristenfrühstück, für den er 2018 mit dem Brücke-Berlin-Preis ausgezeichnet wurde. Mitte September 2018 ist sein Roman Der aufblasbare Engel, die deutsche Übersetzung von Inflatable Angel, im Aufbau-Verlag erschienen.

Sergej Zolovkin

Sergej Zolovkin wurde 1952 in Kok-Terek im Dschambul-Gebiet von Kasachstan geboren. An der Hochschule in Karaganda studierte er Jura und war als juristischer Gutachter im Kriminalkommissariat in Kasachstan tätig. Von 1979 bis 1986 führte er als Korrespondent der Republikanischen Jugendzeitung unabhängige journalistische Recherchen zu verschiedenen Kriminalfällen und zur Korruption in den Organen der Legislative und der Exekutive durch. Später wurde er Reporter der Nowaja Gazeta, wo er auf Recherchen im Bereich der Korruption spezialisiert war. Im März 2002 entging er wegen seiner kritischen Artikel nur um Haaresbreite einem Mordanschlag. Daraufhin flüchtete er mit seiner Frau nach Deutschland und war hier zunächst Gast der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte, bis er im September 2002 in das Writers-in-Exile Programm aufgenommen werden konnte, dessen Stipendiat er bis März 2004 blieb. Seine journalistische Tätigkeit für die Nowaja Gazeta setzt er im Exil mit unverminderter Intensität fort, in der elektronischen Ausgabe der Zeitung moderiert er sämtliche Diskussionen. 2011 veröffentlichte ein mutiger Verlag im russischen Samara seinen zweibändigen Roman Aus dem Leben der Menschen, die nicht geschossen haben, der in der russischen Presse ein großes Echo fand. 2017 erschienen mehrere Texte Zolovkins in der PEN-Anthologie Zuflucht in Deutschland. Texte verfolgter Autoren im S. Fischer Verlag. Sergej Zolovkin lebt heute in München.

Foto: privat

Guobiao Jiao

Guobiao Jiao wurde 1963 in China geboren. Er lehrte bis 2004 als Professor für Journalismus an der Universität in Peking. Vermutlich wegen eines über das Internet weithin verbreiteten Artikels, in dem er die Abschaffung der chinesischen Propagandaabteilung forderte, wurde er von seinem Lehrstuhl suspendiert. Bis November 2006 stand er unter Hausarrest und wurde fast täglich von Mitarbeitern des Staatssicherheitsministeriums vernommen. Als ein Gipfeltreffen zwischen China und fünfzig afrikanischen Staaten bevorstand, verbannte man ihn aus Peking. Für seinen publizistischen Mut erhielt er 2005 den Wan-Renjie-Medienpreis und 2006 in den USA den Menschenrechtspreis der Stiftung Nationale Erziehung Chinas. Nach einem Stipendienaufenthalt im Heinrich-Böll-Haus war er von Januar bis Dezember 2007 Stipendiat im Writers-in-Exile Programm des PEN. Guobiao Jiao lebt heute wieder in China. 2012 wurde er erneut inhaftiert, kam nach zwei Wochen wieder frei, wurde jedoch danach streng überwacht und bekam ein Reiseverbot auferlegt.

Foto: Independent Chinese PEN Centre

Rohitha Bashana Abeywardane

Rohitha Bashana Abeywardane wurde 1972 in Sri Lanka geboren. Er ist Mitbegründer und wurde später Chefredakteur der alternativen Wochenzeitschrift Hiru, die in der Selbstverwaltung der Redakteure stand. 2003 organisierte er das Sinhala-Tamil Art Festival. Wegen seiner kritischen Zeitungskolumnen musste er nach massiven Drohungen das Land verlassen.
Er veröffentlicht weiterhin in verschiedenen Online-Journalen und ist Koordinator von Journalists for Democracy in Sri Lanka, einer Organisation, die von sri-lankischen Exil-Journalisten gegründet wurde. Rohitha Bashana Abeywardane war, im Anschluss an einen Aufenthalt im Heinrich-Böll-Haus, von September 2007 bis August 2010 im Writers-in-Exile Programm des PEN. Heute lebt er mit seiner Frau in Bremen.

Foto: Simone Ahrend