Collen Kajokoto
In a country where open discourse and free expression are taboo poetry becomes the only alternative outlet for information dissemination and empowering the citizenry.
Collen Kajokoto
Mein Name ist Collen Kajokoto (1973) und ich bin Simbabwer, Dichter, Performer, Menschen- und Künstlerrechtsaktivist aus dem Dorf Domboshava in der Nähe der Hauptstadt Harare.
Meine Arbeit beschreibt die täglichen gesellschaftlichen Kämpfe in meiner Heimat Simbabwe. Meine Poesie ist mein Leben, sie ist mein Atem, sie lässt mich meine Gefühle, Emotionen und meine Beweglichkeit ausdrücken, und sie ist eine Klage über die Abwesenheit und den Willen – die Abwesenheit von Gerechtigkeit, Frieden, Fairness, Gleichheit, freier Meinungsäußerung und Redefreiheit – der Wille, Unterdrückung, Ungerechtigkeit, politische, wirtschaftliche, künstlerische und kulturelle Erstickung und Ausbeutung zu bekämpfen.
Mit dem Schreiben und Auftreten begann ich um 1998. Das politische Umfeld machte es mir jedoch extrem schwer, meine Werke zu veröffentlichen. Viele Schriftsteller und Verleger wurden körperlich bedroht, und Verlage lehnten es oft ab, Bücher oder andere Schriften zu unterstützen, bei denen die Gefahr bestand, dass sie von der Regierung verboten wurden. Trotz dieser Schwierigkeiten konnte ich einige Gedichte in Zeitschriften und Journalen veröffentlichen und in Lyriksälen und Clubs auftreten.
Eines dieser Gedichte ist Slain Farmer, das ich im Jahr 2000 nach der brutalen und gefühllosen Ermordung des weißen Farmers Martin Olds durch Kriegsveteranen geschrieben habe. Das Gedicht erschien ursprünglich in der simbabwischen Wochenzeitung Tribune, bevor es 2020 von ZimEye neu veröffentlicht wurde.
Im März 2002 wurde ich verhaftet und gefoltert, weil ich gegen die künstlerische Zensur und die politische Diktatur protestiert hatte. Ende 2002 floh ich aus Simbabwe nach Botswana, bevor ich in Südafrika Asyl beantragte. Als mein Asylantrag abgelehnt wurde, wurde ich zurück nach Simbabwe abgeschoben, wo ich wegen Anstiftung zur öffentlichen Gewalt und Verunglimpfung des Amtes und der Person des Präsidenten angeklagt wurde. Ich wurde daraufhin zu sieben Jahren Gefängnis ohne Aussicht auf Bewährung oder Straferlass verurteilt. Ich hatte keinen Rechtsbeistand.
Die Behandlung, die ich im Gefängnis erdulden musste, führte dazu, dass ich bei meiner Entlassung 2019 körperlich, geistig und wirtschaftlich schwer angeschlagen war. Seitdem habe ich Gedichte veröffentlicht, darunter Black Crocodile und God’s Secretary. Für das letztgenannte Gedicht wurde ich erneut verhaftet und von den simbabwischen Behörden verhört.
Bis zu meiner kürzlichen Übersiedlung nach Deutschland mit Hilfe des Writers-in-Exile-Programms lebten ich und meine Tochter an einem ungenannten Ort in Harare mit Unterstützung von u.a. Artists at Risk (AR)-Bridging Fund, Amnesty International (USA), Freemuse und Artists Civil Rights Defenders. Zurzeit lebe ich in Deutschland als Stipendiat im Writers-in-Exile-Programm des deutschen PEN.
My name is Collen Kajokoto (1973) and I am Zimbabwean, a poet, performer, human and artists rights defender from Domboshava village, close to the capital Harare.
My work depicts daily societal struggles in my native Zimbabwe. My poetry is my life, it’s my breathe, it lets me express my feelings, emotions, mobility and it’s a matrimony lamentation of Absence and Will- the Absence of justice, peace, fairness, equality, freedom of expression and free speech – the Will to fight oppression, injustice, political, economic, artistic/cultural suffocation and exploitation.
I started writing and performing around 1998. However, the political environment made it extremely difficult to publish my work. Many writers and publishers face physical threats and publishing houses often declined to support books or other writings that risked being banned by the government. Despite these challenges, I was able to publish a few poems in periodicals and journals and perform at poetry venues and clubs.
One such poem is Slain Farmer, which I wrote in 2000 following the brutal and callous murder of White farmer Martin Olds by war veterans. The poem originally appeared in the Zimbabwean weekly Tribune, before being republished by ZimEye in 2020.
In March 2002, I was arrested and tortured for protesting artistic censorship and political dictatorship. I fled Zimbabwe for Botswana at the end of 2002, before seeking asylum in South Africa. When my asylum request was rejected, I was deported back to Zimbabwe to face prosecution on charges of inciting public violence and denigrating the Office and the person of the President. I was subsequently sentenced to seven years in prison without chance of parole or remission. I had no legal representation.
The treatment I endured in prison left me physically, mentally and economically disabled upon my release in 2019. Since then, I have released poems including Black Crocodile, and God’s Secretary. The latter poem saw me once again arrested and interrogated by the Zimbabwean authorities.
Until my recent relocation to Germany, courtesy of Writers-in- Exile Scholarship program, I and my daughter have been living at an undisclosed location in Harare with support from, among other organizations, Artists at Risk (AR)-Bridging Fund, Amnesty International(USA), Freemuse, Artists Civil Rights Defenders. Currently I live in Berlin, Germany as a scholar fully funded by PEN Germany’s Writers-in- Exile.
Gottes Minister mit staatspräsidentieller Residenz
Wäre ich Gottes Minister
Notierte ich heimlich mit goldener Feder
Alles Unsagbare aus dem Präsidentenpalast
Über den Staatspräsidenten
Oder besser gesagt: den Staatsresidenten!
Denn auch er zählt zur Sammlung von Spiegeln
Die auf ewig die Schönheit seiner Frau besiegeln
Und entweder ist er ein Narr
Oder sie eine kastanienbraune Närrin
Ein kolossaler Auswuchs der
Lästerzüngigen Reden ihrer Nachbarin
Die ihr Allerbestes gibt, um ihrerseits
In die vielen Spiegel zu spucken.
Ihren allerwertesten Backen
Entfahren allzeit widrige Fürze
Genügend viele, um die
Am 1. Mai demonstrierenden Arbeiter
Mit Tränengas zu beschießen.
Wird ihre Brut jemals schlüpfen?
Zum Krokodil werden, mit dem Simbabweschal behängt?
Das ist der Fluch der inzestuösen Unterwäsche
Am Fuß des Eheflussbetts im Staatspräsidentenpalast!
Der Fluss blutet
Oder ist die Leber geflutet
Gespickt mit politischen Pickeln, als Grübchen getarnt:
Egal, es macht keinen Unterschied!
Deutsch von Barbara Krohn und Gerd Burger
BLACK CROCODILE
You meaner despot of the day
Who tortures brutally our minds
By patriotism of a clique.
You shameless Herod!
Black crocodile skin what reign?
You fanatic dictator of the day
Who scorn our Uhuru, so dare
Sworn foe of I and my dear.
From Forbes to Plumtree swords swing,
Subjects in stained harmony for loss of word,
You alien invader, what charm?
Who reap where you sow not
Cursed be the womb without charm
That bore this man-child,
Natives at your Kingdom’s mercy
You skirtfond geriatric monster
Wicked throne-thirsty monger
Gloomy soul-saints on death beds
Bliss, gay comfort dearth
And abject poverty dreads
What are you when the throne ceases Outcast
And the sword rusts?
What are you when the undertaker triumph
Beseech no tears hither and thither Rustler
On the great trumpet.
Let no sane soul touch your casket
For scrolls speak volumes.