Ma Thida
Ma Thida ist eine burmesische Schriftstellerin, Menschenrechtsaktivistin, Chirurgin und ehemalige politische Gefangene. In Myanmar ist sie vor allem als führende Intellektuelle bekannt, die sich in ihren Büchern mit der politischen Lage des Landes auseinandersetzt, was von der Regierung oft als Bedrohung empfunden wurde.
Ma Thida studierte in den 1980er Jahren Medizin, wurde Chirurgin und arbeitete später am „Muslim Free Hospital“, das arme Menschen medizinisch versorgt. Schon in jungen Jahren erwarb sie sich einen Ruf als progressive Schriftstellerin. “Ich wollte Schriftstellerin werden, weil ich das, was ich um mich herum beobachte, wie etwa die Armut, mit anderen teilen will”, sagt sie.
Tapfere Reisende
Ihre Bücher schrieb sie unter dem Pseudonym Suragamika, was so viel wie tapfere Reisende bedeutet – auch redigierte und schrieb sie Artikel für eine Wochenzeitung und ein Jugendmagazin.
Doch: Der politische Charakter ihrer Texte machte sie schnell zur Zielscheibe des repressiven Regimes. Im Oktober 1993 wurde Ma Thida wegen „Gefährdung des öffentlichen Friedens, Kontakt zu illegalen Organisationen und Verbreitung illegaler Literatur“ zu 20 Jahren Haft im Insein-Gefängnis verurteilt.
Tatsächlich hatte Ma Thida die prodemokratische Bewegung um Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi aktiv unterstützt. In Haft, die sie unter schrecklichen, unmenschlichen Bedingungen verbüßte, erkrankte sie, ohne angemessene medizinische Versorgung, an Tuberkulose. In dieser Zeit erhielt sie mehrere internationale Menschenrechtspreise, so etwa den Reebok Human Rights Award (1996) und den PEN/Barbara Goldsmith Freedom to Write Award (1996).
Ohne Vipassana (buddhistische Meditation) hätte ich die unsäglichen Strapazen im Gefängnis nicht überstanden.
Während ihrer Inhaftierung gab es weltweit viele Solidaritätsbekundungen für Ma Thida. 1999 – nach fünf Jahren, sechs Monaten und sechs Tagen im Gefängnis – wurde Ma Thida aus „humanitären Gründen“ entlassen. Weil es ihr gesundheitlich immer schlechter ging und der politische Druck, auch durch Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und PEN International – immer größer wurde.
Myanmar – weit unten im Weltfreiheitsindex 2023
Danach lebte sie einige Zeit in den USA als „International Writers Project Fellow“ an der Brown Universität, als „Fellow des Radcliffe Institut for Advanced Studies“ an der Harvard Universität und als „Visiting Research Associate“ an Yale Universität – zeitweise war Ma Thida auch wieder in Myanmar, jedoch nicht seit 2021, wo die Sicherheitslage immer noch ernst ist.
Reporter ohne Grenzen listet Myanmar auf der Rangliste der Pressefreiheit 2023 auf den letzten Plätzen (Platz 173 von 180) zusammen mit Syrien, Iran, China und Nordkorea. Auch der Weltfreiheitsindex 2023 zählt Myanmar zu den unfriedlichsten Ländern der Welt.
Seit Oktober 2023 ist Ma Thida Stipendiatin in unserem Writers-in-Exile-Programm.